Malwinen: Argentinien fordert Verhandlungen

England und Argentinien bemühen sich um internationale Unterstützung. Englische Musiker positionieren sich auf argentinischer Seite

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Cristina Fernández bei der feierlichen Eröffnung der Sitzungsperiode im argentin
Cristina Fernández bei der feierlichen Eröffnung der Sitzungsperiode im argentinischen Nationalkongress

Buenos Aires/London. Die argentinische Präsidentin Cristina Fernández hat Großbritannien erneut zu Verhandlungen über die Malwinen (Falkland-Inseln) aufgefordert. In ihrer Eröffnungsrede zur 130. Sitzungsperiode des Parlaments am Donnerstag betonte sie die friedlichen Absichten Argentiniens: "Wir sind friedliche Leute. Aber Menschen, die ihre Rechte verteidigen". Um den Vorwurf der Militarisierung der Region zu veranschaulichen, rechnete sie vor, dass derzeit auf die knapp 3.000 Inselbewohner, mindestens 1.000 von Großbritanien stationierte Soldaten kommen. "1.000 Soldaten mögen manch anderen Ländern, die gerade in Kriege verwickelt sind, wenig vorkommen. Uns jedoch erscheint das enorm."

Außerdem kündigte sie an, die 1998 geschlossenen Abkommen, die den Inselbewohnern zwei monatliche Linienflüge zum Festland zusichern, neu verhandeln zu wollen. Anstelle zweier Flüge der chilenischen Fluggesellschaft LAN sollen dann drei monatliche Verbindungen durch die staatliche argentinische Gesellschaft Aerolíneas Argentinas entstehen.

Unterdessen versuchte Außenminister Héctor Timerman in Aserbaidschan neue Verbündete im Konflikt mit dem Vereinigten Königreich zu finden. Beim Staatsbesuch, bei dem Timerman auch die erste argentinische Botschaft im vorderasiatischen Land einweihte, stellte er dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyev den argentinischen Wunsch nach Verhandlungen um die Souveränität der Inselgruppe vor. Aserbaidschan ist noch bis 2013 nicht-permanentes Mitglied des UN-Sicherheitsrates.

Bereits am Mittwoch hat Großbritannien die ersten offiziellen diplomatischen Bemühungen im Malwinen-Konflikt angestellt. Das britische Außenministerium reichte bei der Europäischen Union (EU) Beschwerde über den zuvor von der argentinischen Industrieministerin Déborah Giorgi initiierten Boykottaufruf britischer Produkte ein. Giorgi hatte die 20 größten Unternehmen des Landes gebeten, britische Importe zu ersetzen. Trotz einer Importzunahme in den letzten Jahren, machen diese weniger als ein Prozent des argentinischen Gesamtimports aus.

Der argentinische Außenminister reagierte mittels einer Pressemitteilung auf die britischen Bemühungen und begrüßte, dass Großbritannien "endlich ein Forum für Verhandlungen sucht". Gleichzeitig bot er gemeinsame Gespräche an, die durch die EU und den lateinamerikanischen Staatenverbund UNASUR begleitet werden.

Unterdessen versicherte der Sprecher des EU-Handelskommissariats John Clancy Medienberichten zufolge, dass die Kommission "die geeigneten diplomatischen Maßnahmen ergreifen wird, um die berechtigen Sorgen aufzuklären".

Einen härteren Ton schlug der britische EU-Abgeordnete Nirj Deva an und forderte die EU-Entwicklungshilfe an Argentinien von jährlich rund 75 Millionen Euro zu streichen. "Warum geben wir Argentinien Geld, das es benutzen kann, um das Vereinigte Königreich auf den Falkland-Inseln anzugreifen?", empörte sich das Mitglied der Conservative Party, der auch der englische Premier David Cameron angehört.

Beistand hingegen erhielt Argentinien von zwei anderen Engländern. Sowohl der ehemalige Frontmann der Band "The Smiths", Steven Morissey, als auch Roger Waters positionierten sich am Rande ihrer Tourneen durch Lateinamerika eindeutig auf argentinischer Seite. Ex-Pink Floyd-Bassist Waters sagte: "1982 hat der Falklandkrieg die politische Karriere von Margaret Thatcher gerettet, aber viele Briten und Argentinier getötet." Die Malwinen seien argentinisch.

Im Juni jährt sich das Ende des Krieges um die Malwinen zum 30. Mal. Ebenfalls im Juni trifft sich das UN-Dekolonialisierungs-Komitee zu seiner jährlichen Sitzung. Wie Cristina Fernández am Donnerstag ankündigte, wird sie persönlich anwesend sein, um den argentinischen Anspruch auf Verhandlungen um die Souveränität zu erneuern.