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Ecuador: Anheizende Medien?

Lateinamerikanische Journalisten hinterfragen Rolle privater Pressekonzerne während des Umsturzversuches gegen die Regierung von Rafael Correa

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Graffito gegen den Privatsender Teleamazonas
Graffito gegen den Privatsender Teleamazonas

Mexiko-Stadt/Quito. Nach Recherchen der mexikanischen Journalistin Blanche Petrich haben private Fernsehsender in Ecuador den Destabilisierungsversuch gegen die Regierung von Präsident Rafael Correa Ende September unterstützt. Durch gezielt selektive  Berichterstattung hätten sie zur Eskalation beigetragen, sagte die Journalistin der mexikanischen Tageszeitung La Jornada gegenüber dem lateinamerikanischen Fernsehsender Telesur.

"Es gab eine Strategie, eine publizistische Linie in diesen Medien, um den Eindruck einer instabilen Lage im Land zu erzeugen", so Petrich. Auffällig sei gewesen, dass bereits am frühen Morgen des 30. Septembers Übertragungswagen von privaten Kanälen wie "Ecuavisa" und "Teleamazonas" vor der Polizeikaserne Regimiento de Quito I und vor dem Polizeikrankenhaus warteten – lange bevor es dort zu Tumulten und einer Festsetzung des Präsidenten kam.

Im Regimiento de Quito I, der zentralen Polizeikaserne, waren die Polizeieinheiten mit Tränengas am späten Vormittag des 30. Septembers auf den Präsidenten losgegangen. Im Polizeikrankenhaus saß Rafael Correa über zehn Stunden fest.

"Interessant ist auch, dass die Medien früh von Plünderungen berichteten", so Petrich weiter: "Radio- und Fernsehstationen postierten ihre Reporter und Kameras vor Supermärkten und Warenauslieferungsstellen". Darüber hinaus hätten sich die Privatsender darauf  konzentriert, die Aktionen der aufständischen Polizei, nicht aber die Unterstützung der Bevölkerung zu übertragen.

Im gleichen Bericht von Telesur wird auch der Direktor des bekannten "Radio La Luna" aus Quito, Ataúlfo Tobar, zitiert. Nach dessen Angaben wurde in den USA bereits am frühen Morgen die Meldung verbreitet, dass in Ecuador ein Staatsstreich im Gange ist. "In Washington wusste man schon um sieben Uhr morgens, dass es in Ecuador einen Putsch gab", so Tobar – lange vor den Ereignissen also. Der US-amerikanische Sender CNN behauptete hingegen bis heute, dass es gar keinen Putschversuch gegeben habe, kritisierten die lateinamerikanischen Journalisten.