Venezuela / Politik

Landbesitzer stirbt nach Hungerstreik

Fall des Venezolaners Franklin Brito könnte politische Situation vor Parlamentswahlen anheizen. Regierung verweist auf Lösungsversuche

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Politisiert: Protest für Landbesitzer Brito
Politisiert: Protest für Landbesitzer Brito

Caracas. Nach seinem sechsten Hungerstreik seit dem Jahr 2005 ist der venezolanische Gutsbesitzer Franklin Brito am Montagabend in der Hauptstadt Caracas im Militärkrankenhaus "Dr. Carlos Arvelo" an den Folgen der Nahrungsverweigerung gestorben. Nach Angaben der behandelnden Ärzte starb der 49-Jährige an Herzversagen.

Brito stand seit Jahren im Streit mit den Behörden des südamerikanischen Landes, denen er die Enteignung seiner gut 290 Hektar umfassenden Güter im südlichen Bundesstaat Bolívar vorwarf. Vertreter der linksgerichteten Regierung bestreiten den Vorwurf und verweisen auf zahlreiche Schlichtungsversuche.

Die Menschenrechtskommission PROVEA kritisiert nun den "fehlenden politischen Willen" der Regierung, das Problem zu lösen. Zudem beanstandete PROVEA, dass der Hungerstreikende gegen seinen Willen in das Krankenhaus eingeliefert wurde. Die Behörden hatten Brito in Folge der Nahrungsverweigerung für unmündig erklärt.

Das Schicksal Britos droht nun die Stimmung im laufenden Wahlkampf anzuheizen. In Venezuela werden in wenigen Wochen die Parlamentsabgeordneten neu bestimmt. Oppositionelle Medien und auch Angehörige präsentieren den Verstorbenen als Märtyrer im Kampf gegen die linksgerichtete Regierung.

Brito hatte nach Angaben des lateinamerikanischen Fernsehsenders Telesur über gut 290 Hektar Land des Großgrundbesitzen La Iguaraya verfügt. Obwohl er keine Besitzurkunden vorweisen konnte, wurde ihm dieses Land bereits im Jahr 1999 vom Staat überschrieben. Nach juristischen Auseinandersetzungen mit benachbarten Landbesitzern bestätigte das Landinstitut INTI Britos Bodenrechte erneut im Jahr 2005 und trug den Eintrag im Grundbuch nach. Dem Großbauern sei zudem bei der infrastrukturellen Erschließung seines Besitzes geholfen wurden, auch habe er kostenfrei einen Traktor und weiteres Gerät erhalten.

Nach Angaben des Venezuela-Korrespondenten der Nachrichtenagentur IPS, Humberto Márquez, bestand der nun Verstorbene jedoch darauf, dass die Zuwendungen als "Entschädigung" für entstandenes "Unrecht" deklariert werden. Als dem nicht nachgekommen wurde, trat er vor wenigen Wochen erneut in Hungerstreik.

Der venezolanische Minister für Landwirtschaft und Boden, Juan Carlos Loyo, trat am heutigen Dienstag Darstellungen entgegen, nach denen der Verstorbene enteignet worden ist. Es habe "nie ein Verfahren zur Enteignung des Bodens von Herrn Brito gegeben", sagte der Minister im Kabinett von Präsident Hugo Chávez. Der Konflikt habe seit fünf Jahren geschwelt, hatte Loyo vor wenigen Tagen bereits erklärt. Zu jedem Zeitpunkt seien der Familie "konkrete Antworten" gegeben worden. Im Verlaufe des ersten Hungerstreiks hatte Präsident Chávez nach Auskunft der Agentur IPS persönlich angeordnet, den nun Verstorbenen anzuhören.

Der Nachrichtensender Telesur problematisierte indes die politische Interpretation des Falls, die vor allem von den Söhnen des Verstorbenen befördert wird. Telesur verweist auf ein Video des staatlichen venezolanischen Fernsehkanals VTV, nach dem Brito einen Abbruch seines Hungerstreiks angeboten hatte – wenn die Regierung ihm drei Millionen Bolívares (rund 550.000 Euro) zahlt.