"Besetzen ist ein Recht": Die Siedlung Carolina Maria de Jesus der MTST in Brasilien

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"Besetzen ist ein Recht": Graffiti und Losung der MTST
"Besetzen ist ein Recht": Graffiti und Losung der MTST

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Die von der MTST organisierte Siedlung "Carolina Maria de Jesus“ liegt auf besetztem Land in der Ostregion von São Paulo
Die von der MTST organisierte Siedlung "Carolina Maria de Jesus“ liegt auf besetztem Land in der Ostregion von São Paulo

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Eine der  "cozinhas solidárias" in der Siedlung
Eine der "cozinhas solidárias" in der Siedlung

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Die beiden Frauen haben sich gespendete Kleidungsstücke aus der "Kleiderkammer" geholt
Die beiden Frauen haben sich gespendete Kleidungsstücke aus der "Kleiderkammer" geholt

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Luis, der Koordinator von MTST im Ostteil São Paulos, mit Maria, einer der Besetzerinnen
Luis, der Koordinator von MTST im Ostteil São Paulos, mit Maria, einer der Besetzerinnen

Die Wohnungslosenbewegung MTST ist die größte urbane Volksbewegung Brasiliens. Der Fokus liegt auf dem Kampf für menschenwürdiges Wohnen.

Seit Beginn der Corona-Pandemie ergab sich zudem die Notwendigkeit der Einrichtung von Solidarküchen (Cozinhas Solidárias). Bisher hat MTST in 14 Bundesstaaten 25 Küchen errichtet, allein in São Paulo gibt es neun, weitere sind geplant.

Die MTST besetzt im Rahmen ihres Kampfes auch große urbane Grundstücke, um die sich die Besitzer nicht kümmern, und hilft, dort Wohraum zu schaffen.

Mitte 2021 errichteten 1.500 Familien die Siedlung Carolina Maria de Jesus in der Ostregion von São Paulo.

Beim Besuch Anfang 2022 zeigt sich, welche Entbehrungen die Menschen bereit sind, auf sich zu nehmen. Es hat in Strömen geregnet, der Boden ist vollkommen durchweicht. Die Nässe hat sich in die provisorischen Behausungen eingenistet. Derzeit leben 260 Familien permanent hier und hoffen darauf, dass die Stadtverwaltung die Enteignung des Besitzers durchführen wird. Dieser hat hohe Schulden und das Gelände ist seit fünfzehn Jahren ungenutzt.

Auch hier beeindruckt die gute Organisation: Es gibt eine Zentralküche und daneben 16 weitere Küchen für die in 16 Gruppen unterteilten Familien. Obwohl man sich in der Gemeinschaft sicher fühlt, passen jeweils zwei Leute nachts auf und drehen ihre Runden im Lager.

Die MTST führt in ihrer Selbstdarstellung aus: "Das Recht auf angemessenes Wohnen ist der zentrale Inhalt dessen, wofür die MTST kämpft, aber es nicht das einzige: Menschen, denen das Recht auf angemessenes Wohnen verwehrt wird – die Wohnungslosen, "sem-teto", – haben auch keinen Zugang zu anderen Rechten: Bildung, Gesundheitsversorgung, öffentlicher Personenverkehr, grundlegende Infrastruktur in ihren Stadtteilen und Erfüllung vieler anderer Grundbedürfnisse. Deshalb betonen wir, dass die MTST nicht nur eine Sozialbewegung ist, die für Wohnraum kämpft, sondern für uns ist das Teil eines umfassenderen Kampfes, dem Kampf um menschenwürdige Lebensbedingungen."

Die Unterstützung für die Arbeit der MTST kommt einerseits direkt aus Brasilien, aber auch aus dem Ausland. In Deutschland ist die Brasilieninitiative Freiburg e.V. Ansprechpartner. Sie unterstützt die MTST konkret bei der Errichtung von Solidarküchen und es besteht ein kontinuierlicher Kontakt.

Die Fotos hat Günther Schulz von der Brasilieninitiative Freiburg gemacht und amerika21 zur Verfügung gestellt