Deutlicher Anstieg von Zwangsräumungen in Brasilien

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An der Kampagne Despejo Zero, die während der Corona-Pandemie gestartet wurde, arbeiten zahlreiche sozaile Organisationen mit
An der Kampagne Despejo Zero, die während der Corona-Pandemie gestartet wurde, arbeiten zahlreiche sozaile Organisationen mit

Brasília. In Brasilien sind derzeit rund anderthalb Millionen Menschen von einer Zwangsräumung ihrer Unterkünfte bedroht.

Eine kürzlich veröffentlichte Studie der brasilianischen Kampange Null Räumung (Campanha Despejo Zero) zeigt, dass zwischen Oktober 2022 und Juli 2024 die Zahl der von Zwangsräumungen oder Zwangsumzügen betroffenen Menschen um 70 Prozent gestiegen ist. Rund anderthalb Millionen Menschen mussten demnach ihre Häuser verlassen oder sind von Zwangsräumung bedroht, so die Daten, die von 175 Organisationen im ganzen Land gesammelt wurden. Dazu gehören unter anderem die Landlosenbewegung (MST) und die Bewegung der wohnungslosen Arbeiter und Arbeiterinnen (MTST) oder NGOs wie Terra de Direitos.

Aus der neuen Erhebung zitieren Medien wie Globo oder Brasil de fato. Eine geografisch aufgearbeitete Datenbank auf der Kampagnenwebseite ermöglicht die umfassende Online-Recherche.

Der Bundesstaat São Paulo ist demnach mit Abstand derjenige, der diesen Index am stärksten anhebt. Dort sind 360.504 Menschen von Zwangsräumung bedroht. Es folgt Pernambuco mit 173.644.

Landesweit von Zwangsräumung betroffen waren oder sind der Erhebung zufolge 1.564.556 Menschen. Diese Zahl umfasst sowohl diejenigen, die bereits geräumt wurden, als auch diejenigen, die unter diesem Risiko leben. Davon sind 66 Prozent Schwarze, 60 Prozent Frauen, 17,1 Prozent Kinder und 16,8 Prozent ältere Menschen, so die Zusammenfassung der Erhebung in den Medien.

Ausgangspunkt der Untersuchung war die Entwicklung seit der Aufhebung von Gerichtsurteilen, mit denen Umzüge und Zwangsräumungen während der Covid-19-Pandemie ausgesetzt worden waren.

Für Raquel Ludermir von der Campanha Despejo Zero ist der "signifikante Anstieg in sehr kurzer Zeit" ‒ um 70 Prozent von Oktober 2022 bis Juli 2024 ‒ das Auffälligste an dieser neuen Erhebung. Sie warnte gegenüber Medien allerdings davor, dass der Index noch zu wenig aussagekräftig sei, da er beispielsweise die Wohnungslosen nicht berücksichtige: "Wir sprechen also von einem alarmierenden Problem ersten Ranges", stellte sie fest.