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Venezuelas Präsident an die Bevölkerung der USA: "Stoppen Sie diesen Wahnsinn"

In einem offenen Brief ruft Präsident Nicolás Maduro das US-amerikanische Volk auf, die Sanktionen zu beenden und einen drohenden Krieg in der Region zu verhindern

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"Nein zu einem US-Krieg gegen Venezuela. Schluss mit den kriminellen Sanktionen. Wir wollen Frieden", heißt es abschließend im Brief von Maduro
"Nein zu einem US-Krieg gegen Venezuela. Schluss mit den kriminellen Sanktionen. Wir wollen Frieden", heißt es abschließend im Brief von Maduro

An das Volk der Vereinigten Staaten von Amerika:

Seit Wochen steht die Welt still und versucht, eine Pandemie unter Kontrolle zu bekommen, die ohne jeden Zweifel die größte Herausforderung darstellt, mit der wir als Gesellschaft und als internationale Gemeinschaft konfrontiert waren. Unsere Priorität ist es, ihr entgegenzutreten, so wie es auch die Priorität des US-amerikanischen Volkes ist.

Glücklicherweise können wir in Venezuela dabei auf einige Vorzüge zählen. Wir haben sehr früh Maßnahmen zur sozialen Distanzierung und umfangreiche Tests durchgeführt; dabei stützen wir uns auf unser kostenloses und öffentliches Gesundheitssystem, das über Familienärzte im ganzen Land verfügt. Wir bauen auch auf die unschätzbar wertvollen kommunalen Organisationen, die dabei helfen, das soziale Bewusstsein zu stärken und die Schwächsten zu unterstützen. Die Solidarität Kubas, Chinas und Russlands und die Unterstützung der Weltgesundheitsorganisation haben es uns auch ermöglicht, trotz der illegalen Sanktionen von Donald Trump die notwendigen medizinischen Hilfsgüter zu erhalten.

Während ich Ihnen meine Solidarität in dieser historischen Herausforderung sowie unsere Bestürzung und Trauer über die Folgen der Pandemie in den USA zum Ausdruck bringe, muss ich Sie zugleich auf Folgendes aufmerksam machen: Während sich die Welt auf die Bewältigung des Covid-19-Notstands konzentriert, instrumentalisiert die Trump-Administration erneut Institutionen für Wahlkampfzwecke und hat auf der Basis von Verleumdungen unter dem Vorwand des Anti-Drogen-Krieges den größten US-Militäreinsatz in unserer Region in den letzten 30 Jahren angeordnet, mit dem Ziel, Venezuela zu bedrohen und einen teuren, blutigen, militärischen Konflikt von unbestimmter Dauer in unsere Region zu bringen.

Als Vorläufer dieses unsinnigen Manövers erhob William Barr, ein Justizminister von zweifelhafter Unabhängigkeit (er empfahl 1989 die Panama-Invasion gegen Noriega und half, die Ungesetzlichkeiten des Iran-Contra-Skandals zu vertuschen), ohne irgendeinen Beweis vorzulegen, am 26. März Vorwürfe wegen Drogenhandels in die USA gegen mich und gegen hochrangige venezolanische Staatsbeamte, obwohl Daten des Verteidigungsministeriums selbst zeigen, dass Venezuela im Gegensatz zu Kolumbien und Honduras, zwei der Verbündeten Washingtons, kein wichtiges Transitland in die USA ist.

Es ist klar, dass die Trump-Regierung damit eine Nebelwand schafft, um den improvisierten und willkürlichen Umgang mit der Pandemie in den USA zu verschleiern. Die optimistischsten Prognosen besagen, dass fast 240.000 Menschen in den USA sterben werden. Donald Trump hat das von Anfang an heruntergespielt und sogar geleugnet, so wie er es auch beim Klimawandel getan hat. Heute verschärft sich die Krise in den USA aus dem einfachen Grund, dass er, obwohl die Ressourcen da sind, nicht bereit ist, das Gesundheitssystem dahingehend zu verändern, dass die vollständige Versorgung der Bevölkerung Vorrang vor profitorientierter Privatmedizin, den Versicherungsgesellschaften und der Pharmaindustrie hat.

Wir in Venezuela wollen keinen bewaffneten Konflikt in unserer Region. Wir wollen brüderliche Beziehungen der Zusammenarbeit, des Austauschs und des Respekts.

Wir können weder Kriegsdrohungen noch Blockaden und auch nicht die Absicht einer internationalen Bevormundung akzeptieren, die unsere Souveränität verletzt und den Fortschritt verleugnet, der im vergangenen Jahr im politischen Dialog zwischen der Regierung und einem großen Teil der venezolanischen Opposition erreicht wurde, die politische Lösungen und keine Ölkriege will.

Aus all diesen Gründen rufe ich das Volk der USA auf, diesen Wahnsinn zu stoppen, Ihre Regierungsvertreter zur Rechenschaft zu ziehen und sie zu zwingen, ihre Aufmerksamkeit und ihre Ressourcen auf die dringende Bekämpfung der Pandemie zu richten. Ich fordere, zusammen mit der Einstellung der militärischen Drohungen ein Ende der illegalen Sanktionen und der Blockade, die den Zugang zu humanitären Gütern einschränken, welche für das Land heute so notwendig sind. Ich bitte Sie von ganzem Herzen, nicht zuzulassen, dass Ihr Land erneut in einen endlosen Konflikt hineingezogen wird, in ein weiteres Vietnam, einen weiteren Irak, aber diesmal näher an zu Hause.

Die Völker der USA und Venezuelas sind nicht so verschieden, wie ihre Lügen uns glauben machen wollen. Wir sind Völker, die eine gerechtere, freiere und mitfühlendere Gesellschaft anstreben. Lassen wir uns nicht von den Partikularinteressen der vom Ehrgeiz geblendeten Minderheiten spalten. Wir teilen, wie unser Anführer Hugo Chávez einmal sagte, den gleichen Traum. Der Traum von Martin Luther King ist auch der Traum Venezuelas und seiner revolutionären Regierung. Ich lade Sie ein, gemeinsam für die Verwirklichung dieses Traums zu kämpfen.

Nein zum US-Krieg gegen Venezuela.

Schluss mit den kriminellen Sanktionen.

Wir wollen Frieden.

Nicolás Maduro Moros

Präsident der Bolivarischen Republik Venezuela

3. April 2020