Kolumbien / Soziales

Auftragsmord in Kolumbien: Radsportlegende Herrera weist Vorwürfe zurück

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Lucho Herrera in der Mitte
Lucho Herrera in der Mitte

Fusagasugá. Die kolumbianische Justiz ermittelt gegen den früheren Radprofi Luis "Lucho" Alberto Herrera wegen des Verdachts der Beteiligung an der gewaltsamen Verschleppung und Ermordung von vier Personen im Jahr 2002.

Eine Richterin des Vierten Strafgerichts in Fusagasugá ordnete die Ermittlungen an, nachdem zwei ehemalige Mitglieder der paramilitärischen Gruppe Autodefensas Campesinas del Casanare schwere Vorwürfe gegen Herrera erhoben hatten.

Die beiden geständigen Täter, bekannt unter den Decknamen "Ojitos" und "Menudencias", gaben an, sie hätten auf Anweisung Herreras gehandelt. Dieser habe ihnen erklärt, die betroffenen Nachbarn seien Mitglieder der Guerillaorganisation Farc-EP und planten seine Entführung. Herrera soll den Paramilitärs Fotos der späteren Opfer sowie 40.000 Pesos übergeben haben, mit denen sie Pistolen und Motorräder kaufen sollten. Laut den Aussagen der Täter wurden die vier Männer anschließend getötet, zerstückelt und auf einem Grundstück vergraben, das Herrera gehört. Später hätten sie erfahren, dass es sich bei den Opfern nicht um Guerillakämpfer, sondern um Bauern gehandelt habe, die sich geweigert hatten, ihr Land an ihn zu verkaufen.

Lucho Herrera bestreitet die Vorwürfe. In einer öffentlichen Stellungnahme erklärte er, nie Teil krimineller Strukturen gewesen zu sein und niemandem Schaden zugefügt zu haben. Er habe sich rechtlichen Beistand gesichert und seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft erklärt. Äußern wolle er sich, sobald ihm die genauen Vorwürfe formell mitgeteilt würden.

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Ein Angehöriger eines der Opfer, Andrés Fabián Rodríguez, schilderte im kolumbianischen Sender Noticias Uno, wie sein Onkel Diuviceldo Torres in der Tatnacht von Männern in Kleidung des damaligen Geheimdienstes DAS abgeführt wurde. Sie forderten ihn auf, sie wegen einer angeblichen Diebstahlermittlung zu begleiten. Danach wurde Torres nie wieder gesehen – ebenso wie drei weitere Männer. Seit dem 23. Februar 2002 gelten sie als verschwunden. Erst Jahre später gestanden die Täter die Morde. Sie wurden zu langen Haftstrafen verurteilt.

Die Generalstaatsanwaltschaft hat aufgrund der Aussagen der Täter und weiterer Paramilitärs der Autodefensas Campesinas del Casanare die Exhumierung auf einer Farm angeordnet. Sie vermutet, die vier Opfer dieses Falls sowie menschliche Überreste von bis zu zehn weiteren Opfern des gewaltsamen Verschwindenlassens finden zu können. 

Herrera wurde in den 1980er-Jahren international bekannt. 1987 gewann er als erster Nicht-Europäer die Vuelta a España. Zwischen 1982 und 1992 errang er insgesamt 30 bedeutende Siege im internationalen Radsport.