Internationale Humanitäre Karawane: Paramilitarismus größtes Problem in Kolumbien

mg_2603.jpg

Die Karawane wurde von der Bevölkerung mit Hoffnung auf Veränderungen ihrer Lebenslage in Empfang genommen, wie hier im Cauca
Die Karawane wurde von der Bevölkerung mit Hoffnung auf Veränderungen ihrer Lebenslage in Empfang genommen, wie hier im Cauca

Bogotá. Der Paramilitarismus sowie der mangelnde Zugang zu Gesundheit, Bildung und Wohnraum sind laut Menschenrechtsaktivist:innen der Internationalen Humanitären Karawane die dringendsten Probleme in den von ihnen besuchten Regionen in Kolumbien.

Die Karawane fand im Juli und August in den Regionen Oriente Antioqueño, Sur de Bolívar, Arauca, Chocó, Cauca und Valle del Cauca statt. Sie wurde von kolumbianischen und internationalen Organisationen aus Europa, Nordamerika und verschiedenen lateinamerikanischen Ländern durchgeführt. Ihre Hauptziele waren der Dialog mit den Gemeinschaften und die Erfassung der Geschehnisse in Bezug auf den bewaffneten Konflikt sowie der Grundrechte wie den Zugang zu Nahrung, Bildung und Wohnraum.

Vertreter:innen der beteiligten Sozial- und Menschenrechtsorganisationen stellten dem Kongress nun den ausführlichen Abschlussbericht vor, der die Erkenntnisse über die schwere humanitäre Krise in den Regionen des Landes belegt.

Die Internationale Humanitäre Karawane forderte vor dem Kongress schnelle und nachhaltige Lösungen. Abgeordnete, Vertreter der Regierung, der Kirche und anderer Institutionen nahmen ihren Bericht entgegen.

Darin wird die Umstrukturierung und die starke Präsenz paramilitärischer Gruppen ebenso analysiert wie die Absprachen zwischen Unternehmen, illegalen bewaffneten Gruppen und den Streitkräften sowie die Verfolgung von sozialen Organisationen.

Über den Tellerrand schauen?

Mit Ihrer Spende können wir Ihnen täglich das Geschehen in Lateinamerika näher bringen.

Aktivist:innen aus dem Chocó prangerten an, dass der Paramilitarismus nicht öffentlich sichtbar sei, obwohl er eine der größten Bedrohungen für die Gemeinden in diesen Gebieten darstelle. Sie fordern Lösungen vom Staat. Auch die Menschenrechtsanwältin Sonia López vom "Kongress der Völker" erinnert daran, dass im Zentralen Osten des Landes "ein Genozid gegen die soziale Bewegung" stattfinde.

Die Kongressabgeordneten Robert Daza, Aída Avella und Iván Cepeda hatten die Karawane in die entlegenen Regionen begleitet. Senator Daza würdigte die Arbeit der Gemeinden und hob die Rolle der Sprecher:innen sozialer Bewegungen hervor, die aufgrund ihres Engagements zunehmend bedroht und ermordet werden. Senatorin Avella brachte ihre Unterstützung für die Friedensgespräche zum Ausdruck. Senator Cepeda wies darauf hin, dass es trotz der Inhaftierung mehrerer Politiker und Paramilitärs immer noch Paramilitarismus gebe, und erklärte, dass der Clan del Golfo in 14 Departamentos des Landes präsent sei.

Die Vorsitzende von "Bürgerschaft für den Frieden", Juliana Ramírez, prangerte an, dass der Paramilitarismus darauf abziele, die territoriale Kontrolle über die Gemeinden zu erlangen, und betonte, dass es Absprachen zwischen den Streitkräften und dem Clan del Golfo gebe. Auch die sozialen Organisationen forderten, dass die Regierung ihren Verpflichtungen gegenüber den Gemeinden nachkomme und gegen staatliche Akteure vorgehe, die mit dem Paramilitarismus in Verbindung stünden. Zudem müsse der Staat die Opfer entschädigen und die Politik beenden, die den Paramilitarismus weiterhin gegen die Bevölkerung unterstütze.

Diana Sánchez Lara, Direktorin für Menschenrechte und humanitäres Völkerrecht im Verteidigungsministerium, räumte ein, dass es Verbindungen zwischen Mitgliedern der Streitkräfte und paramilitärischen Gruppen gebe. Die Regierung habe Maßnahmen ergriffen, um gegen diese Gruppen in den betroffenen Gebieten vorzugehen, betonte sie.

In allen von der Karawane besuchten Gemeinden beklagten die Menschen zudem, dass es für die entlegenen Regionen keinen Zugang zu Gesundheit und Bildung gibt.