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Repräsentantenhaus billigt Gesundheitsreform: Teilerfolg für Regierung in Kolumbien

Gesundheitssystem soll zurück in die öffentliche Hand. Verbesserung der medizinischen Versorgung und universeller Zugang prioritäre Anliegen der Reform

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Die Regierung will einen freien Zugang zu medizinischen Leistungen anbieten
Die Regierung will einen freien Zugang zu medizinischen Leistungen anbieten

Bogotá. Präsident Gustavo Petro kann in diesem Jahr einen ersten wichtigen Sieg verzeichnen. Die Gesundheitsreform seiner Regierungskoalition wurde im Repräsentantenhaus mit überwältigender Mehrheit abgesegnet. Die Vorlage geht nun zur "Comissión Séptima" des Senats, die entscheiden wird, wie es weitergeht.

Die Gesundheitsreform ist eine der wichtigen Versprechungen, die Petro in seiner Wahlkampagne gemacht hat und seit mehr als zwei Jahren ein sehr kontrovers diskutiertes Thema im Land. Ein erster Anlauf zur Einführung einer neuen Gesundheitspolitik scheiterte letztes Jahr (amerika21 berichtete). Die Demokratisierung des kolumbianischen Gesundheitssystems war damit vorerst auf Eis gelegt, zu stark war offenbar die Lobby der privaten Gesundheitsversorger (Entidad promotora de Salud, EPS) .

Mit der Gesundheitsreform ist vorgesehen, dass die Versorgung durch EPS abgeschafft und durch ein neues System ersetzt wird. Die privaten Versorger würden als Gesundheitsmanager, bzw. als Entidades Gestores de Saldud y Vida (EGSV) medizinische Audit- und Koordinationsaufgaben übernehmen, jedoch nicht mehr eigene Kliniken betreiben und öffentliche Spitäler und andere Leistungsträger nicht mehr mit Hilfe der öffentlichen Hand finanzieren.

Neu würde die Finanzierung der Krankenhäuser direkt durch Adres, eine staatliche Bank für Gesundheitsressourcen, erfolgen. Laut dem Abgeordneten Alfredo Mondragón Garzón hätten die EPS dann lediglich fünf Prozent der Ressourcen zur Verfügung und nicht mehr 92 Prozent wie heute. 

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Eine weitere wichtige Neuerung der Reform sind die Zentren für primäre Gesundheitsversorgung (Centros de Atención Primaria, Caps). Die Kolumbianer:innen müssten sich bei demjenigem Zentrum einschreiben, das sich am Nächsten zu ihrem Wohnort befindet. Bei medizinischen Problemen würden sie dort eine Erstbehandlung bekommen und es würden Optionen aufgezeigt für eine Behandlung durch Fachleute. Die Caps sind in diesem Sinne Türöffner für das Gesundheitssystem und vereinfachen so den Zugang zur Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung.

Die Verbesserung der medizinischen Versorgung ist das prioritäre Anliegen der Reform. Heute gibt es mehr als 630 Gemeinden, in denen es keinerlei medizinisches Angebot gibt. Insbesondere in ländlichen, abgelegenen Gebieten oder in Regionen mit einem hohen Anteil von Armut ist die Schaffung von Gesundheitsbrigaden (Equipos Básicos de Salud Territorial), vorgesehen. Diese Teams, zusammengesetzt aus Fachleuten unter anderem aus den Bereichen Medizin, Pflege und Psychologie sollen vor Ort arbeiten und die Leute zu Hause aufsuchen.

Die Reform sieht vor, dass der Zugang zu medizinischen Leistungen universal und gerecht sein soll.

Ein weiterer zentraler Punkt ist, dass das medizinische Personal Arbeitsbedingungen haben soll, die ein würdiges Leben ermöglichen.