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Wie reagiert Lateinamerika auf den Wahlsieg von Donald Trump?

Linke Regierungen gratulieren und äußern sich zurückhaltend. "Demokratie muss respektiert werden." Rechte feiern. Unklarheit über künftige Politik des neuen US-Präsidenten gegenüber Lateinamerika

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Wandbild in Caracas mit den Augen von Hugo Chávez fordert Respekt von den USA für Venezuela
Wandbild in Caracas mit den Augen von Hugo Chávez fordert Respekt von den USA für Venezuela

Bogotá/Brasilia/Caracas etc. "Das amerikanische Volk hat gesprochen, und es wird respektiert. Glückwunsch an Trump zu seinem Sieg", hat Gustavo Petro, Präsident Kolumbiens, am Mittwoch im sozialen Netzwerk X geschrieben. Im selben Text forderte er den neuen Präsidenten der USA auf, die Blockaden gegen Venezuela und Kuba aufzuheben. Zudem wies er darauf hin, wie wichtig der Nord-Süd-Dialog und die gemeinsamen Lösungen des "Klimakollapses" seien.

Auch der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva gratulierte Trump und bekräftigt, dass "die Demokratie die Stimme des Volkes ist und immer respektiert werden muss". Seine Partei PT hingegen fand am Mittwoch deutlichere Worte und erklärte den Wahlsieg als "eine Warnung für das demokratische Lager in der Welt". Die Vorsitzende der PT, Gleisi Hoffmann, warnte vor dem Erstarken der Ultrarechten auf der globalen Bühne.

Venezuelas Präsident Nicolás Maduro sagte am Tag vor den Wahlen: "Wer auch immer ins Weiße Haus einzieht, ob Trump oder Kamala, er wird auf eine revolutionäre Regierung in Venezuela treffen. Wir mischen uns nicht in die inneren Angelegenheiten der Vereinigten Staaten ein. Wir werden niemals vom Norden abhängig sein, noch werden wir eine Kolonie von irgendjemandem sein."

In einem Kommuniqué beglückwünscht nun Venezuelas Regierung "das Volk der USA zu den Präsidentschaftswahlen und den gewählten Präsidenten zu seinem Sieg". Venezuela sei immer bereit, gute Beziehungen zu den Regierungen der USA aufzubauen, "solange diese im Geiste des Dialogs, des Respekts und der Vernunft gestaltet werden. Die Anerkennung der Souveränität und der Selbstbestimmung der Völker ist von grundlegender Bedeutung für den Aufbau einer neuen Welt, in der ein Gleichgewicht zwischen freien Nationen herrscht", heißt es darin weiter.

Die Präsidentin Mexikos, Claudia Sheinbaum, hob hervor, dass es nach der Wahl weiterhin "gute Beziehungen zur US-Regierung geben wird".

"Wir wünschen seiner Regierung, dass sie die Beziehungen zu Lateinamerika und der Karibik stärkt", schrieb die honduranische Präsidentin Xiomara Castro in ihrer X-Nachricht, mit der sie Trump zu seinem Wahlsieg gratulierte ,"und dazu, dass er vom Volk der USA an einem friedlichen und demokratischen Tag gewählt wurde".

Chiles Präsident Gabriel Boric hatte sich am Mittwoch nicht selbst geäußert, allerdings in den Tagen vor der Wahl mehrfach Trump als Kriminellen bezeichnet. Der chilenische Außenminister Van Klaveren spielte die Situation herunter und wies darauf hin, dass dies "frühere Meinungen sind, die der Vergangenheit angehören" und gratulierte dem US-Präsidenten.

Hingegen war einer der ersten Gratulanten für Donald Trump der Präsident von El Salvador, Nayib Bukele. "Herzlichen Glückwunsch an den gewählten Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika", schrieb er in einer knappen Nachricht auf seinem X-Account: "Möge Gott Sie segnen und Sie leiten."

Auch der argentinische Präsident Javier Milei hob in einem Tweet in englischer Sprache den "beeindruckenden Wahlsieg" hervor und schrieb an Trump: "Um Amerika wieder groß zu machen, können Sie auf Argentinien zählen." Milei ist seit Jahren ein ausdrücklicher Fan von Trump und hat sich für dessen Rückkehr an die Macht eingesetzt.

Sowohl Bukele als auch Milei hatten im Februar an der Konferenz Conservative Political Action Conference (CPAC) in den USA teilgenommen und dort ihre klare Unterstützung für Trump bekräftigt.

Auch der Präsident Paraguays, Santiago Peña, begrüßte die Wiederwahl und zeigte sich überzeugt, dass sie die Zusammenarbeit zum Wohle ihrer Länder weiter verstärken werden. Ebenso Luis Lacalle Pou, Präsident von Uruguay, der erklärte, sein Land werde mit der neuen Regierung zusammenarbeiten, um die bilateralen Beziehungen weiter zu stärken.

Die peruanische Präsidentin Dina Boluarte schrieb auf dem X-Konto der Präsidentschaft, sie sei sicher, dass während der Amtszeit des Republikaners "die starken strategischen Beziehungen" zwischen den beiden Ländern "in Bezug auf Investitionen, Handel und andere wichtige Bereiche" weiter vertieft und ausgebaut werden.

Der venezolanische Oppositionsführer Edmundo González Urrutia gratulierte Trump zu "seinem Triumph an einem demokratischen Tag, an dem das amerikanische Volk seinen souveränen Willen zum Ausdruck gebracht hat". González nahm die Wahl von Trump zum Anlass, sich als selbsterklärter Amtskollege und "gewählter Präsident Venezuelas" zu äußern.

Auch der ehemalige Präsident Brasiliens, Jair Bolsonaro, gratulierte Trump. "Ich danke dir, mein Gott. Herzlichen Glückwunsch Donald Trump. Psalm 30,5: 'Das Weinen währt eine Nacht, aber die Freude kommt am Morgen'", schrieb der Rechtsextremist und erklärte "sein Verbündeter" habe "gegen alles und jeden" gewonnen. Er schrieb in sozialen Netzwerken: "Heute sind wir Zeugen der Wiederauferstehung eines wahren Kriegers."

In einem Interview mit Telesur hatte die Analystin Silvana Romero vom Forschungsinstitut Conicet aus Argentinien darauf hingewiesen, dass es von Trump wenige klare Aussagen hinsichtlich seiner Politik gegenüber Lateinamerika gebe. Es sei allerdings vorhersehbar, dass die "antikommunistische Strategie" weitergehen werde und er sich auf eine "brutale Gegnerschaft" zu Kuba und Venezuela konzentrieren werde. Seine Regierung könne ein Netzwerk mit den Rechten in Lateinamerika stärken, wovon unter anderem Milei und Bukele profitieren würden.

Der Politikbeobachter Alfredo Jalife erklärte, eines der wichtigsten Themen für Lateinamerika sei Trumps Energiepolitik in der Region. Brasilien hatte unter Lula eine gute Beziehung zur Regierung von Joe Biden gepflegt, die sich auf eine Agenda für saubere Energie und Umweltpolitik konzentrierte. Mit der Rückkehr von Trump, der ein offener Befürworter der Ölindustrie ist, sei diese Beziehung ungewiss. Trumps Politik des Extraktivismus könnte auch zu Spannungen mit anderen Ländern der Region führen. So strebe Mexiko unter Präsidentin Sheimbaum eine umweltpolitische Agenda zugunsten grüner Energie an.