Bergbauriese Rio Tinto steigt in den Lithium-Abbau in Argentinien ein

Sorgen um den Aufkauf von Ausbeutungsrechten mit nur geringen Vorteilen für das Land und weitere wirtschaftlich-geostrategische Konflikte

Buenos Aires. Der britisch-australische Konzern Rio Tinto hat jüngst für 6,7 Milliarden US-Dollar die Firma Arcadium übernommen, die sich in Argentinien mit der Ausbeutung, Verarbeitung und Export vom Lithium-Karbonat befasst. Rio Tinto gehört zu den größten Bergbaukonzernen der Welt und ist in 35 Ländern aktiv.

Argentiniens Nordwesten liegt im sogenannten Lithium-Dreieck, das sich über den Norden Chiles, den Süden Perus und Bolivien erstreckt und weltweit eine der größten Reserven darstellt.

Arcadium entstand im Dezember 2023 als Fusion der Firmen Livent und Allkem, die bereits seit 2014 im Norden Argentiniens aktiv waren. Arcadium Lithium gilt als der drittgrößte Lithium-Produzent der Welt. Der starke Rückgang des Preises dieses Rohstoffes führte indes zu einem Absturz des Aktienwerts des Unternehmens und schließlich zur Übernahme durch den britisch-australischen Konzern Rio Tinto.

In den letzten zwei Jahren war auf Grund der stagnierenden Nachfrage und der Entdeckung immer neuer Fundorte der Preis für die Tonne Lithium um 80 Prozent von circa 70.000 Dollar auf rund 10.000 gefallen. Von den einst angedachten 50 Projekten in Argentinien sind deswegen zuletzt nur sechs gestartet, von denen aktuell vier funktionieren.

Zwei davon (Olaroz in Jujuy und Fénix in Catamarca) gehörten zu Arcadium. In Rincón (Salta) will Rio Tinto dazu mit einer Investition von zwei Milliarden Dollar eine Produktionsanlage bauen, die mit einer geplanten jährlichen Kapazität von 50.000 Tonnen zu den größten dieser Art weltweit gehören soll.

In dem südamerikanischen Land wird diese Nachricht mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Die Regierung jubelt, da sie es als ein Ergebnis ihrer Regelung zur Förderung großer Investitionen (Regimen de Incentivo de Grandes Inversiones, RIGI) ansieht, obwohl es dabei eine Teilname staatlicher argentinischer Stellen gegeben hat und die Projekte bereits vor der Verabschiedung dieser Regelung geplant waren.

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Andere Seiten betrachten mit Sorge, dass strategische Ressourcen in britische Hände gehen, da nach wie vor ein Konflikt mit diesem Land um die Islas Malvinas besteht. Zudem wird kritisiert, dass die Anwendung des RIGI zwar den Investoren große Vorteile bringe, jedoch keine relevanten Gewinne für das Land generiere. Die Firmen genießen dabei für längere Zeit eine weitgehende Steuerfreiheit, dürfen ihr Material zollfrei einführen und zahlreiche Arbeitsschutz- und Umweltregelungen werden für sie ausgesetzt.

Auf Regierungsseite hofft man, dass im Gegenzug die Schaffung von Arbeitsplätzen für einen Aufschwung sorgt. Nur benötigen die Art der Projekte, die Rio Tinto betreibt, sehr wenig Personal und die Umweltschäden, die sie verursachen, können sehr groß sein.

Neben Rio Tinto sind auch chinesische Firmen im Land vertreten. Laut der Börse von Rosario sind Investitionen aus der Volksrepublik China in Höhe von circa 3,383 Milliarden im Land geplant, was wiederum "Sorgen" bei der US-Regierung hervorruft.

Im Zuge der Ausrichtung der Regierungspolitik von Präsident Javier Milei an US-Interessen (amerika21 berichtete) wurde jüngst ein Abkommen mit den USA abgeschlossen, dass US-Regierungsstellen und -Firmen privilegierte Information über die Energie- und Rohstoff-Ressourcen Argentiniens geliefert werden.

Dies soll dazu dienen, die "chinesische Expansion in Südamerika" einzudämmen, gefährdet jedoch die Versuche der Regierung Milei, den Währungsswap mit der Volksrepublik wiederzubeleben. Darum bemüht die Regierung sich verzweifelt, um an Devisen für die anstehenden größeren Schuldenzahlungen an den IWF zu kommen.

Die für die Zahlung von Auslandsschulden zuständige argentinische Zentralbank weist trotz der neuesten Erhöhungen der Reserven ein Minus von rund fünf Milliarden Dollar auf.