Demonstrationen in Lateinamerika gegen den "Völkermord" in Palästina

Scharfe Kritik an den USA wegen Unterstützung Israels. Proteste fordern Bruch mit Israel. Besorgnis über Ausweitung der Angriffe auf Libanon und Syrien

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Demo in Mexiko-Stadt. Plakat: "Israel bombardiert Palästina, den Libanon und Syrien. Wer ist der Terrorist?"
Demo in Mexiko-Stadt. Plakat: "Israel bombardiert Palästina, den Libanon und Syrien. Wer ist der Terrorist?"

Buenos Aires, Mexiko-Stadt, et al. Vor und am Jahrestag des Beginns der Angriffe Israels auf die palästinensische Bevölkerung nach dem Massaker der Hamas in Israel haben Tausende von Menschen in Lateinamerika gegen den "Völkermord" in Palästina demonstriert. Die Demonstrierenden riefen in zahlreichen lateinamerikanischen Städten: "Es ist kein Krieg, es ist ein Völkermord."

In Buenos Aires haben sich am 7. Oktober Tausende Protestierende mit palästinensischen, syrischen und libanesischen Fahnen auf der Plaza de Mayo versammelt. Der argentinische Nobelpreisträger Adolfo Pérez Esquivel rief in einer Rede dazu auf, die Solidarität mit den Völkern Palästinas und des Libanons zu verdoppeln.

Während der Kundgebung waren Plakate mit Parolen wie "Besatzung ist ein Verbrechen, Libanon, Palästina", "Israel, Terrorstaat, raus aus Palästina" oder "Ein Jahr Völkermord, 76 Jahre Besatzung, Schluss mit dem Nazi-zionistischen Kolonialismus" zu sehen.

In Mexiko fanden am Wochenende und am 7. Oktober in mehreren Städten Demonstrationen statt. In Mexiko-Stadt forderten die Demonstrierenden am Samstag die Regierung von Claudia Sheinbaum auf, die diplomatischen, wirtschaftlichen und politischen Beziehungen mit Mexiko zu brechen. Sie bekundeten ihre Solidarität mit Ländern wie dem Libanon und Syrien. Diese seien "Opfer des imperialistischen, kriminellen und volksmörderischen Neokolonialismus von Israel, England und den europäischen Regierungen", so einer der Organisator:innen der Kundgebung.

Auch am Montag gingen Hunderte Mexikaner:innen auf die Straßen der Hauptstadt, um gegen den "zionistischen Genozid" zu protestieren. Auf dem Platz rund um den Engel der Unabhängigkeit zündeten die Protestierenden Kerzen an und schwiegen 365 Sekunden lang zum Gedenken an die Opfer der letzten 365 Tage.

"Heute, am 7. Oktober, ist nicht der Jahrestag des Beginns des Genozids, sondern seiner Eskalation. Wir müssen allen in Mexiko sagen, dass dieser Genozid seit 76 Jahren andauert und nicht erst ein Jahr", erklärte Eduardo Ibáñez, einer der Organisator:innen der Mobilisierung für Palästina.

Ibáñez kritisierte die bestehenden Beziehungen zwischen Mexiko und Israel, insbesondere die Zusammenarbeit im militärischen Bereich, die in der Lieferung israelischer Waffen und der militärischen Ausbildung der mexikanischen Sicherheitskräfte durch Angehörige der israelischen Streitkräfte bestehe.

"Wir können nicht zulassen, dass die polizeiliche Repression in Mexiko-Stadt den Stempel israelischer Ausbildung trägt", sagte er. "Wir müssen sagen, dass die Kugeln, die Palästinenser töten, auch Mexikaner töten", so Ibáñez weiter.

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Ähnlich argumentierte die Palästina-Solidaritätsbewegung des brasilianischen Hauptstadtdistrikts, die bei ihrer Kundgebung die Regierung von Luiz Inácio Lula da Silva ebenfalls zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Israel aufforderte. Dies sei wichtig, "denn die Waffen, die das palästinensische Volk ermorden, ermorden auch die Jugendlichen in der Peripherie Brasiliens", sagte die Bundesabgeordnete Erika Kokay von der Arbeiterpartei.

Der Kampf für die Selbstbestimmung des palästinensischen Volkes sei eine Sache, "die Grenzen überschreitet", so Edelvais Queirós, Mitglied des Komitees für Solidarität mit Palästina in Minas Gerais. Der Sinn der Kundgebung in der brasilianischen Stadt Belo Horizonte sei "den Völkermord, der seit 365 Tagen verübt wird, und den Kolonialismus, der seit 105 Jahren andauert, anzuprangern".

Mit Parolen wie "Schluss mit dem Völkermord" und "Palästina ist nicht allein" strömten am Wochenende auch Ecuadorianer:innen durch die Straßen ihrer Hauptstadt. In Quito forderten die Demonstrierenden die USA dazu auf, "Netanjahu zu bremsen" und die Waffenlieferungen nach Israel zu stoppen. Das ecuadorianische Komitee für Solidarität mit Palästina äußerte sich besorgt über die Ausweitung des Konflikts auf andere Länder wie den Libanon und Syrien. "Was Netanjahu anstrebt, ist die Eliminierung der Araber in der gesamten Region", sagte Toka Sultan, Sprecher des Komitees.

Auch in Bogotá und Puerto Rico bemängelten die Protestierenden die Haltung der USA gegenüber Israel und Palästina. Der Demonstrationszug startete in Bogotá an der Universität für Pädagogik und endete an der US-amerikanischen Botschaft, wo die Teilnehmer:innen "Mörder" riefen. Bei der Demonstration in Puerto Rico waren Rufe wie "Das Imperium [USA] erlaubt die Bombardierung Israels" zu hören.

Vor dem Sitz der UNO in Caracas demonstrierten am Wochenende Tausende Venezolaner:innen für Palästina. Aufgerufen hatte die Regierungspartei PSUV. Die Protestierenden prangerten an, dass die UNO von der Hegemonie der USA und der EU "vereinnahmt" und als Instrument gegen die Souveränität der Völker eingesetzt werde.

In Santiago de Chile forderten Tausende Chilen:innen von Präsident Gabriel Boric, die Beziehungen zu Israel abzubrechen. "Unser Land hat sich immer an die Seite von Palästina gestellt, aber wir brauchen konkrete Aktionen und nicht nur Worte", sagte eine Demonstrantin.

In Lima zog die Demonstration durch die Straßen, die an die Calle San Isidro angrenzen. Einige Plakate kritisierten die rechtsgerichtete Präsidentin Dina Boluarte: "Das peruanische Volk bei den Palästinensern, Dina bei den volksmörderischen Zionisten."

Gruppen von Guatemaltek:innen palästinensischer Herkunft und Menschenrechtsaktivist:innen gingen in Guatemala-Stadt auf die Straße, um "Frieden und Gerechtigkeit für alle Völker" und "Schluss mit dem Genozid" zu fordern.