Dubai/Havanna. Kuba hat bei der UN-Klimakonferenz in Dubai angeprangert, dass die am stärksten entwickelten Industrieländer auf dem hohen Niveau ihrer klimaschädlichen Emissionen verharren und das Vertrauen in globale Anstrengungen einer Klimawende untergraben. Die karibische Insel stellte auf der Konferenz zugleich eigene Klimaschutzprojekte vor.
Kubas Ministerin für Wissenschaft, Technologie und Umwelt, Elba Rosa Pérez, forderte bei der 28. Konferenz der Vertragsparteien des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (COP28) von den Industrieländern mehr und ehrgeizigere Führungsstärke im Kampf gegen den Klimawandel. Es sei besorgniserregend, dass die am stärksten entwickelten Länder trotz der dringenden Notwendigkeit, ihre Ambitionen in Bezug auf den Klimaschutz zu erhöhen, auf ihrem hohen Emissionsniveau verharren. Dies widerspreche ihrer Verpflichtung zur Verstärkung und Unterstützung von Klimaschutzmaßnahmen. Pérez hielt ihre Rede im Namen der Gruppe der 77+China.
Auch Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel sprach im Rahmen des hochrangigen Treffens von Regierungschefs und mahnte: "Die am stärksten entwickelten Länder treiben ihre Förderung fossiler Brennstoffe weiter voran. Sie sprechen sogar von einer Verdoppelung der Produktion und des Verbrauchs fossiler Brennstoffe bis 2030. Diese Tatsachen untergraben ernsthaft das Klima des Vertrauens, das zwischen den Nationen herrschen sollte. Das Existenzrecht der Menschheit muss die Hauptmotivation für unsere Diskussionen sein." Díaz-Canel zitierte aus einer Rede Fidel Castros, die dieser auf dem historischen UN-Erdgipfel von 1992 hielt: "Morgen wird es zu spät sein, um das zu tun, was wir schon längst hätten tun sollen." Díaz-Canel fügte hinzu: "Dieses Morgen ist bereits heute und die Uhr tickt."
Kuba stellte auf der Konferenz mehrere Klimaschutzprojekte vor, die das Land auf dem eigenen Gebiet durchführt. Im kubanischen Pavillon wurde über "AdaptHabana", den ambitionierten Anpassungsplan für die Küstenzone von Havanna informiert. Es geht dabei um Maßnahmen, die mehr als 700.000 Bürgern schützen sollen, die an der Nordküste von Kuba in dem Bereich der Hauptstadt leben. Hier besteht eine Gefährdung durch den steigenden Meeresspiegel und extreme Wetterereignisse.
Außerdem stellte Kuba ein Projekt vor, das sich seit 2021 mit der Widerstandsfähigkeit sozial-ökologischer Systeme gegenüber den Folgen des Klimawandels (Klimaresilienz) in ländlichen Gemeinden befasst. Das auf sieben Jahre angelegte Projekt wird vom Landwirtschaftsministerium mit technischer Unterstützung der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und mit Mitteln aus dem Green Climate Fund der Vereinten Nationen durchgeführt. Das Ziel in diesem Rahmen ist es, etwa 2,7 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen zu einzusparen und auf 35.000 Hektar Land bessere land- und forstwirtschaftliche Praktiken einzuführen. Damit wird die Wiederherstellung produktiver Landschaften und der Erhalt von Ökosystemleistungen angestrebt.
Ein Erfolg des Projekts wird rund 52.000 bäuerlichen Familienbetrieben zugutekommen, indem die Lebensmittel- und Ernährungssicherheit erhöht, der Zugang zu Wasser verbessert, Beschäftigungsmöglichkeiten geschaffen und die lokalen Lebensmittelproduktionssysteme gestärkt werden. Zu den Maßnahmen gehören die Einführung neuer agroforstwirtschaftlicher Praktiken und die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, um deren Familien zum Umweltschutz zu motivieren.
Über das eigene Territorium hinaus beteiligt sich Kuba am Vorantreiben von Klimaschutzmaßnahmen in den kleinen Inselentwicklungsstaaten (Small Island Developing States), die besonders anfällig für die Auswirkungen des Klimawandels sind. Diese Länder sind nach einer UN-Definition eine Gruppe von aktuell 39 kleinen Insel- und flachen Küstenanrainerstaaten in Afrika, der Karibik und Ozeanien, die eine vergleichbare sozialökonomische Situation teilen und denselben Gefahren ausgesetzt sind.