Bogotá/Nairobi/Acra. Die kolumbianische Vizepräsidentin Francia Márquez hat eine Afrika-Reise absolviert, um die Süd-Süd-Zusammenarbeit zu stärken und Kolumbiens Engagement auf dem Kontinent deutlich zu machen. Dabei nimmt der Kampf gegen den Klimawandel neben dem Ausbau der bilaterlaen Beziehungen eine Schlüsselrolle ein. Sie besuchte Kenia und Ghana.
Die Afrokolumbianerin Márquez, seit ihrer Jugend eine engagierte Umweltaktivistin, nahm am Afrikanischen Klimagipfel teil, der vom 4. bis zum 8. September in Kenias Hauptstadt Nairobi stattfand. Kolumbien war als einziges lateinamerikanisches Land vertreten.
In ihrem Redebeitrag verwies die Vizepräsidentin auf die diesbezüglichen Probleme Lateinamerikas wie Überschwemmungen und Dürren.
Sie betonte: "Das Problem ist hier die Finanzierung: Wie finanzieren wir die Maßnahmen, die wir in unseren Ländern und Regionen entwickeln. Das Grundproblem ist, dass wir nicht über ausreichende Mittel verfügen, um diese globale Herausforderung zu bewältigen. Wir unterstützen den Vorschlag für eine Reform der Struktur des Finanzsystems", sagte sie. Es sei notwendig, das Modell zu ändern, mit dem "die Reichsten sich durch die Ausbeutung der Ärmsten erhalten. Diese koloniale Vision wird uns nicht erlauben, mit der Situation umzugehen, in der wir uns befinden. Wir schlagen einen Schuldentausch für Klimaschutzmaßnahmen vor", so Márquez.
Am Mittwoch und Donnerstag führte Márquez Gespräche mit ihren Amtskollegen aus Kenia und Ghana.
Die Vizepräsidenten reiste zum zweiten Mal innerhalb von vier Monaten nach Afrika. Die erste Linksregierung des südamerkanischen Landes verfolgt eine Afrika-Strategie, die für die Außenpolitik der Legislaturperiode von 2022 bis 2026 festlegt worden ist. Demnach sollen die multilateralen Beziehungen zu afrikanischen Ländern gestärkt und Möglichkeiten für Importe und Exporte geschaffen werden. Die Regierung von Gustavo Petro strebt nicht nur eine engere Zusammenarbeit in handelspolitischen Themen an, sondern auch im Bildungs- und Kultursektor. Der Bevölkerungsanteil mit afrikanischen Wurzeln liegt in Kolumbien je nach Quelle bei knapp sieben bis zu knapp zehn Prozent.
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Die Zusicherung des ghanaischen Vizepräsidenten Mahamudu Bawumia, möglichst bald eine Botschaft in Kolumbien einzurichten, ist ein Erfolg bei der neuen Ausrichtung nach Afrika. Ghana sei damit das erste Land von Subsahara-Afrika, das eine Botschaft im Andenland eröffnen wird, heißt es auf der Seite der Vizepräsidentschaft. Neben der Einrichtung einer dauerhaften Auslandsvertretung sei es wichtig, Flugverbindungen zwischen den beiden Ländern zu schaffen, sodass sich handelspolitische und die multilateralen Beziehungen leichter entwickeln könnten. Ghana sei das "Tor nach Afrika", verkündete Márquez im Anschluss an das Treffen mit Bawumia in den sozialen Medien. Sein Heimatland und Kolumbien könnten in den Bereichen Landwirtschaft, Tourismus, Informationstechnologie, Sport und Bildung zusammenarbeiten, erklärte Bawumia via X (ehemals Twitter).
Das Bildungsminsterium Kolumbiens informierte darüber, dass die Fachbereiche beider Länder eine Absichtserklärung zur Förderung der akademischen Mobilität, der Zweisprachigkeit, der Friedenserziehung und einer Politik des Antirassismus und der Geschlechtergerechtigkeit unterzeichneten.
Über die gemeinsame institutionelle Handelsmission werden Vorbereitungen für einen Staatsbesuch des ghanaischen Präsidenten Nana Akufo-Addo in Kolumbien im Jahr 2024 vorangetrieben.
Ghana ist ein wichtiger Verbündeter. Zuletzt hatte sich das Land dem Vorschlag des kolumbianischen Präsidenten Gustavo Petro angeschlossen, Schulden gegen Klimaschutzmaßnahmen einzutauschen. Nicht nur das, der Vizepräsident sicherte Márquez zu, dass sein Land der Expertengruppe beitreten werde, die an einem multilateralen Abkommen für einen Globalen Marshall Plan zur Bekämpfung des Klimawandels arbeitet.
Die kolumbianische Vizepräsidentschaft drückte zudem ihre Erwartung aus, dass die Eröffnung der diplomatischen Vertretung Ghanas in Kolumbien dazu beitragen werde, die Stimmen für historische Entschädigungen für Sklaverei und transatlantischen Menschenhandel von Afrika nach Amerika zu stärken.