Lima. Im Rahmen ihrer Europareise diesen Monat hat die amtierende Präsidentin von Peru, Dina Boluarte, auch den Vatikan und Papst Franziskus aufgesucht. Ihr gestürzter und immer noch inhaftierter Vorgänger Pedro Castillo hatte vor der Reise einen Brief an den Papst verfasst, in dem er die Präsidentin als "Usurpatorin" bezeichnet. Inzwischen wird in der Internetversion der Zeitung La República Boluartes Empfang im Vatikan als Misserfolg geschildert.
In seinem handschiftlich verfassten Text prangerte Castillo "die Missbräuche und Verbrechen" an, die "diese Diktatur unter der Führung der Usurpatorin Dina Boluarte an meinem Volk begangen hat".
Castillo erinnerte daran, dass die Person, die seine ehemalige Vize-Präsidentin war, das Amt der Staatschefin übernommen habe und das Parlament "von einer Gruppe von Anhängern des ehemaligen Präsidenten Alberto Fujimori geführt" werde.
Der Kongress sei rassistisch und korrupt und werde von 90 Prozent der Bürger abgelehnt (amerika21 berichtete). Die neue Regierung begünstige illegale Geschäfte unter anderem im Bereich des Bergbaus und begehe Menschenrechtsverletzungen, so Castillo.
Im Hinblick auf die Todesopfer bei den Protesten gegen Boluartes Amtsübernahme beklagt Castillo, dass "deren Leben weniger wert zu sein scheint als das anderer Menschen".
La República hält es für möglich, dass der Pontifex den Brief zwei Tage vor dem Empfang von Boluarte erhalten hat und dass dies der Grund für sein mutmaßliches Unbehagen auf dem Foto ist, das von den beiden veröffentlicht wurde.
Der Brief hätte auch dazu geführt, dass Franziskus Boluarte nur kurz traf und kein Gespräch führte, wie es das peruanische Außenministeriums darstellt.
In der Meldung des Vatikans hieß es, "Papst Franziskus empfing das peruanische Staatsoberhaupt im Vatikan, das anschließend mit Kardinal Parolin und Monsignore Gallagher zusammentraf". Die Gespräche hätten die Beziehungen zwischen Kirche und Staat, die Migration und den Klimawandel behandelt.
Dina Boluarte hat sich nicht mit Papst Franziskus im Vatikan getroffen, so Quellen in La República, die darauf hinweisen, dass der Papst mit der Präsidentin nur zu einem Protokollfoto zusammenkam.