Demonstrationen in Chile für und gegen Präsident Boric

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Boric winkte den Demonstranten vom Balkon des Präsidentenpalastes La Moneda
Boric winkte den Demonstranten vom Balkon des Präsidentenpalastes La Moneda

Santiago. In Chiles Hauptstadt Santiago haben Demonstrationen sowohl für als auch gegen Präsident Gabriel Boric stattgefunden.

Schätzungen zufolge 2.000 Menschen versammelten sich am Samstag vor dem Präsidentenpalast La Moneda, um Boric zu unterstützen. Zur Kundgebung aufgerufen hatte das Kollektiv "Vereint für Boric", aber auch Mitglieder der Regierungskoalition "Apruebo Dignidad" riefen zur Teilnahme an der Aktion auf. "Wir sind gekommen, um zu zeigen, dass wir wirkliche Tausende von Menschen sind, die ihn unterstützen", fasste Gabriela Cortez, die Sprecherin des Kollektivs die Beweggründe der Kundgebung zusammen. Es war die zweite Aktion der Organisation, die erstmalig im März zum einjährigen Jubiläum der Regierung an die Öffentlichkeit getreten war.

Boric winkte den Teilnehmern zunächst von einem Balkon zu, ehe er zu ihnen stieß und sich für ihre Unterstützung bedanke. Gleich zu Beginn seiner Rede stellte der Präsident klar, dass die Initiative hierzu nicht bei ihm gelegen habe und nicht durch die Regierung organisiert sei. Entsprechend sei "nicht ein Peso" an öffentlichen Mitteln für die Finanzierung der Veranstaltung ausgegeben worden. Gleichzeitig betonte er, dass er "stolz" auf die bisherigen Errungenschaften seiner Regierung sei: "Wir sind stolz darauf, dass das öffentliche Gesundheitssystem heute dank der Null-Zuzahlung völlig kostenlos ist und dass wir die Bergbauabgabe genehmigt haben."

Boric sieht sich seit Monaten mit immer schlechteren Umfragewerten konfrontiert. Im September lag die Zustimmung für den Präsidenten nur noch bei 28 Prozent, einem neuen Tiefstwert. Demgegenüber sind 62 Prozent inzwischen mit seiner Arbeit unzufrieden. Von seinen politischen Gegnern wurde er jüngst kritisiert, im Rahmen der Gedenkfeierlichkeiten zum 50. Jahrestag des Militärputsches an einem Trauermarsch von Menschenrechtsorganisationen teilgenommen zu haben.

Aber auch unter seinen vormaligen Unterstützern mehrt sich die Unzufriedenheit mit dem Sozialdemokraten. Sie werfen ihm vor, Wahlversprechen nicht einzulösen. Insbesondere die versprochenen Verbesserungen im Gesundheits-, Renten- Wohnungs- und Bildungswesen seien nicht eingetreten. Auch das Scheitern seiner Steuerreform führte zu Unmut.

Die Gegner des Präsidenten versammelten sich ebenfalls am Samstag im Stadtteil Providencia im Norden der Stadt. Mit chilenischen Fahnen und Transparenten mit der Aufschrift "Boric raus" zogen rund hundert Menschen in Richtung Präsidentenpalast. Die Polizei war nach eigenen Angaben mit einer Vielzahl von Beamten im Einsatz. Durch drei Sicherheitskreise sollte verhindert werden, dass die beiden Gruppen aufeinandertrafen. Von Auseinandersetzungen zwischen den Gruppen oder mit Sicherheitskräften ist nichts bekannt. Die Lage blieb friedlich.