Venezuela verweigert US-Diktat, Gasprojekt mit Trinidad und Tobago liegt auf Eis

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Anlage der PDVSA Gas. Venezuela steht mit seinen Erdgasreserven an achter Stelle in der Welt
Anlage der PDVSA Gas. Venezuela steht mit seinen Erdgasreserven an achter Stelle in der Welt

Caracas/Port of Spain. Ein gemeinsames Offshore-Gasprojekt zwischen Venezuela und Trinidad und Tobago ist ins Stocken geraten, weil die Regierung von Nicolás Maduro die strikten Bedingungen ablehnt, die sich aus den US-Sanktionen gegen das Land ergeben.

"Die Venezolaner haben die von den US-Amerikanern gestellten Bedingungen nicht akzeptiert. Kurz und bündig", sagte der Premierminister von Trinidad und Tobago, Keith Rowley, im Interview mit lokalen Medien.

Caracas verhandelt derzeit mit Port of Spain über den Export von Erdgas aus dem Offshore-Feld Dragon, das ein Vorkommen von 4,2 Billionen Kubikfuß hat. Die Arbeiten sollen vom niederländischen Konzern Shell durchgeführt werden.

Aufgrund der US-Sanktionen gegen Venezuela, die faktisch eine Blockade der Öl- und Gasindustrie des Landes darstellen, muss jedes Geschäft von den USA über das Office of Foreign Assets Control (Ofac) des Finanzministeriums genehmigt werden.

Die Regierung Rowley erreichte bei der US-Regierung im Januar eine Zweijahreslizenz für das Projekt. Das Ofac hat Venezuela jedoch untersagt, Barzahlungen aus dem Geschäft zu erhalten. Venezuela weigert sich entschieden, die Bedingungen zu akzeptieren, Präsident Nicolás Maduro bezeichnete dies als eine Form des Kolonialismus.

Trotz aller Bemühungen ist es Trinidad nicht gelungen, die USA dazu zu bewegen, ihre Bedingungen abzuändern. Rowley sagte, dass die Verhandlungen mit den beteiligten Parteien andauern, äußerte aber zugleich seine Enttäuschung über die Verzögerung beim Start des Projekts. Der Karibikstaat braucht dringend neue Brennstoffquellen, um seine Industrieanlagen zu versorgen, die derzeit unter ihrer möglichen Kapazität arbeiten.

Im Juli forderte das Regionalbündnis Karibische Gemeinschaft (Caricom) die Aufhebung der Sanktionen gegen Venezuela, da diese Auswirkungen auf ihre Länder haben. Infolge der US-Sanktionen sah sich Venezuela gezwungen, das Petrocaribe-Programm auszusetzen, das ihnen Rohöl zu Vorzugspreisen mit langfristigen Zahlungsvereinbarungen oder im Austausch gegen andere Waren oder Dienstleistungen lieferte.

Venezuela hat gemeinsame Projekte mit anderen Ländern in Angriff genommen, um seine Öl-und Gasindustrie zu sanieren und die Produktion wieder anzukurbeln, nachdem aufgrund der strengen US-Sanktionen jahrelang zu wenig investiert wurde.

Ölminister Pedro Tellechea kündigte im Juli an, dass das Staatsunternehmen PDVSA (Petróleos de Venezuela S.A) verstärkt Erdgasprojekte durchführen werde.

Venezuela habe im Juli etwa 831.000 Barrel Öl pro Tag (bpd) produziert, so der Minister. Dies ist das höchste Niveau seit Anfang 2020, liegt jedoch unter dem Höchststand von fast zwei Millionen bpd im Jahr 2017 vor den ersten Zwangsmaßnahmen gegen PDVSA.

PDVSA ist es laut Medienberichten gelungen, in den vier wichtigsten Raffinerien des Landes gleichzeitig Benzin herzustellen. Die Anlagen produzieren derzeit rund 130.000 bpd Benzin, die Nachfrage wird auf 220.000 bpd geschätzt. Die Regierung Maduro hat die Behebung der Benzinknappheit zur kurzfristigen Priorität erklärt.

Die US-Sanktionen schränken nicht nur die Fähigkeit der PDVSA ein, Öl auf dem internationalen Markt zu verkaufen, sondern machen auch die Beschaffung von Ersatzteilen fast unmöglich. Außerdem beeinträchtigen sie die Wartung der wichtigen Öl- und Gasinfrastrukturen. Aufgrund der US-Blockade weigern Unternehmen sich, mit Venezuela Geschäfte zu machen, weil sie befürchten, mit den Sanktionen in Konflikt zu geraten.

Venezuela hat verschiedene Kooperationsabkommen mit dem Iran unterzeichnet, darunter ein Abkommen über die gemeinsame Sanierung des Raffineriekomplexes von Paraguaná – dem größten in Lateinamerika mit einer Kapazität von fast einer Million bpd – das PDVSA helfen soll, von der Abhängigkeit von US-amerikanischer Raffinerietechnologie wegzukommen.

Die beiden Länder unterhalten enge politische, wirtschaftliche und diplomatische Beziehungen, die durch die zunehmende Einmischung Washingtons und die Verhängung von Sanktionen noch verstärkt wurden.