Brasília. Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva und der Minister für landwirtschaftliche Entwicklung und Familienbetriebe, Paulo Teixeira, haben den "Plano Safra" (Ernteplan) 2023/2024 für landwirtschaftliche Familien- und Kleinbetriebe präsentiert.
Die im Ernteplan vorgesehenen Investitionen belaufen sich auf insgesamt 77,7 Milliarden Reais (circa 15 Milliarden Euro) und sollen für die Stärkung der landwirtschaftlichen Aktivitäten der Kleinbäuer:innen sowie den Erwerb von Maschinen genutzt werden. Der Etat stieg um 34 Prozent an.
Auf Twitter sprach Lula von dem "größten Kreditvolumen in der Geschichte", von dem insbesondere "Familien mit geringem Einkommen, Frauen, Jugendliche und indigene Völker und Gemeinschaften" profitieren sollen. Mehr als 400.000 Familien der Landwirtschaft können diese Kredite bekommen.
Der "Plano Safra" sieht vor, die jährliche Einkommensgrenze von Produzent:innen zu erhöhen, um den Zugang zu Mikrokrediten zu erleichtern. Besonders einkommensschwache Familienbetriebe sollen von dieser Maßnahme profitieren.
Des Weiteren ist im Ernteplan die Senkung des Zinssatzes vorgesehen. Für Produzent:innen von bestimmten landwirtschaftlichen Produkten wie Reis, Bohnen, Maniok oder Tomaten sinkt der Zinssatz von fünf auf vier Prozent. Landwirt:innen, die Bio-Produktion, Biodiversität, Bioökonomie oder Agrarökologie leisten, können einen Zinssatz von drei Prozent erhalten.
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Eine Neuheit des Plans stellt die Förderung der Mechanisierung der familiären Landwirtschaft dar, um die Produktivität steigern zu können. Lediglich 17 Prozent der Betriebe sind aktuell mechanisiert. Maßnahmen wie diese sollen Ungleichheit verringern, "die immer noch sehr groß ist zwischen den kleinen ", so das Staatsoberhaupt.
Minister Teixeira setzte einen der Schwerpunkte des Ernteplans auf den Umweltschutz. "Wir wollen dieses Fenster, das sich für die Agrarökologie geöffnet hat, für die Produktion gesunder Lebensmittel nutzen, aber auch für eine regenerative, erneuernde Landwirtschaft, die die Wasserquellen, die Flusswälder und die Umweltschutzgebiete wiederherstellen kann", sagte Teixeira. Die Regierung setze auf die Wiederaufforstung, hieß es weiter.
An der Kundgebungszeremonie des "Plano Safra" nahmen Kleinbäuer:innen sowie soziale Bewegungen wie die Landlosenbewegung MST teil. Teilnehmende wie Ceres Hadich, Mitglied der nationalen Führung des MST, zeigten sich hoffnungsvoll.
"Es handelt sich nicht nur um eine politische, sondern auch um eine finanzpolitische Wiederbelebung. Dies ist die größte Ankündigung im gesamten historischen Zyklus des Ernteplans für die Familienlandwirtschaft", so Hadich. Für ihn habe die Stärkung der Familienlandwirtschaft eine grundlegende Bedeutung. Während der vorherigen Regierung des Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro wurde der kleinbäuerliche Sektor geschwächt.
Auch Verônica Santana, Vertreterin des Nationalen Verbands der Agrarökologie, befürwortet den Investitionsplan. Sie gibt dem diesjährigen Ernteplan eine wichtige Rolle bei der Umstrukturierung von Maßnahmen für die Ernährungssicherheit und im Hinblick auf die Produktion gesunder Lebensmittel auf der Grundlage der Agrarökologie. Gleichzeitig bestehe die Möglichkeit, das Einkommen für Landwirt:innen zu erhöhen.