Peru: Opferverbände fordern Bestrafung von Verantwortlichen der Massaker

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Breites Bündnis von Betroffenen staatlicher Gewalt bei den Protesten gegen die Regierung von Dina Boluarte
Breites Bündnis von Betroffenen staatlicher Gewalt bei den Protesten gegen die Regierung von Dina Boluarte

Juliaca (Puno). Bei einem Bündnistreffen Hinterbliebener und Opfer staatlicher Repression prangerten die Teilnehmenden die Straffreiheit von Menschenrechtsverbrechen an und forderten den Rücktritt von Präsidentin Dina Boluarte.

Hintergrund sind die seit Dezember letzten Jahres begangenen Menschenrechtsverletzungen bei den landesweiten Protesten gegen Boluarte. Diese war Anfang Dezember vom Kongress zur Präsidentin ernannt worden, nachdem das Parlament die Absetzung ihres Vorgängers Pedro Castillo beschlossen hatte. Bei den Protesten waren insgesamt über 60 Menschen von Polizei- und Militärangehörigen getötet worden (amerika21 berichtete).

Das Zusammentreffen fand in einer der am stärksten von staatlicher Gewalt betroffenen Regionen statt und wurde von den Opferverbänden in Juliaca, Ayacucho und Apurímac organisiert. Dutzende Familien bekräftigten ihre Entschlossenheit, auf der Suche nach Gerechtigkeit vereint zu bleiben. Sie kritisierten unter anderem, dass zwar Dutzende Menschen wegen ihrer Teilnahme an den Demonstrationen inhaftiert seien, aber bisher niemand für die Tötung von Demonstrierenden vor Gericht gestellt wurde, weder unmittelbar Schuldige noch politisch Verantwortliche.

Auch zahlreiche Opferanwält:innen nahmen an dem Treffen teil. Diese gaben an, dass sie Präsidentin Boluarte wegen der während ihrer Regierung begangenen Verbrechen strafrechtlich angezeigt hätten.

Neben anderen Vereinbarungen kündigten die Familien der Opfer an, einen Marsch in die Hauptstadt vorzubereiten, um Fortschritte bei den Ermittlungen gegen Verantwortliche zu erwirken. Im Anschluss fanden sich die Teilnehmenden zu einer Sitzblockade auf der Plaza de Armas in Juliaca ein, um der 19 Opfer in der Stadt zu gedenken, die dort am 15. Januar ihr Leben verloren, sowie derer, die am 10. Dezember in Ayacucho getötet wurden.

Vergangenen Freitag forderte die Repression ein weiteres Opfer. Der 36-jährige Manuel Quilla Ticona erlag nach einem mehrwöchigen Krankenhausaufenthalt den Folgen erlittener Polizeigewalt. Angehörige klagen an, dass er während der Demonstrationen in Lima verhaftet und in einer Polizeistation gefoltert wurde.

Inzwischen hat die Anzahl der Proteste in Peru abgenommen. Dienstag letzte Woche wurden 40 blockierte Straßen in 13 Provinzen registriert. Zahlreiche Menschen versammelten sich am Freitag vor dem Rathaus im Bezirk Miraflores (Lima), nachdem der Bezirksbürgermeister den Ort der Erinnerung (Lugar de la Memoria) auf unbestimmte Zeit hatte schließen lassen. Grund seien fehlende Sicherheitszertifikate, so die örtlichen Behörden. Die Schließung erfolgte am selben Tag, an dem Amnesty International dort einen Bericht über die Lage der Menschenrechte in Peru vorstellen sollte. Kritiker:innen sehen in dem Vorgehen der Bezirksregierung einen gezielten Angriff auf jene Institutionen, die sich der Wahrheitsfindung verschreiben.