Venezuela / Wirtschaft

Neue Verhaftungen und Anklagen wegen Korruption in Staatsbetrieben in Venezuela

Weitere Ermittlungen bei Ölkonzern. Korruptionsfälle auch in der Schwerindustrie aufgedeckt, mehrere Festnahmen in der Chefetage

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"Null Korruption": Grafik zur Anti-Korruptionskampagne der Regierung
"Null Korruption": Grafik zur Anti-Korruptionskampagne der Regierung

Caracas. Die venezolanischen Behörden setzen ihre weitreichenden Ermittlungen zur Korruptionsbekämpfung in der Ölindustrie fort. Am Dienstag wurden 23 Gefangene vor einem Richter und zwei Staatsanwälten angeklagt. Die Ankunft der Gefangenen in orangefarbenen Overalls wurde im staatlichen Fernsehen übertragen.

Nach der kurzen Anhörung wurden alle Beschuldigten in Untersuchungshaft genommen. Zu der Gruppe gehören neun Beamte, zehn Geschäftsleute und der Abgeordnete der Nationalversammlung Hugbel Roa, dem die Legislative die parlamentarische Immunität entzogen hatte.

Die Vorwürfe umfassen Veruntreuung öffentlicher Gelder, Einflussnahme und Geldwäsche. Generalstaatsanwalt Tarek William Saab erklärte, dass diejenigen, die bei der staatlichen Ölgesellschaft PDVSA gearbeitet haben, zusätzlich wegen Hochverrats angeklagt werden könnten.

Zu den Angeklagten gehören der Vizepräsident für Handel und Versorgung von PDVSA, Antonio Pérez Suarez, und der Leiter der Nationalen Aufsichtsbehörde für Kryptowährungen (Sunacrip), Joselit Ramírez. Beide, wie auch Roa, gelten als enge Mitarbeiter von Tareck El Aissami, der als Ölminister zurückgetreten ist, um die Korruptionsbekämpfung "voll und ganz zu unterstützen".

"Wir sind dabei, die erste Phase der Untersuchung abzuschließen", sagte Saab. Er werde zum jetzigen Zeitpunkt keine Arbeitsthesen über die Korruptionsmethoden bei PDVSA preisgeben, da er den Ermittlungen nicht vorgreifen wolle. Befragungen der bereits inhaftierten Personen könnten zu weiteren Verhaftungen führen, so Saab.

Am Donnerstag wurde der Vizeminister für Grundstoffindustrie und Präsident der Corporación Venezolana de Guayana (CVG), Pedro Maldonado, von der Antikorruptionspolizei verhaftet. In der CVG sind mehrere Staatsbetriebe der Schwerindustrie im Osten Venezuelas zusammengeschlossen, darunter das größte Stahlwerk des Landes, Sidor. Berichten zufolge wurden auch fünf weitere CVG-Vorstandsmitglieder verhaftet.

Maldonados Verhaftung folgt der von Jackeline Perico, ehemalige geschäftsführende Direktorin für Produktion der Faja Petrolífera del Orinoco der PDVSA, am Mittwoch. Augenzeugen gaben an, dass der Geheimdienst (Sebin) Perico in einem Firmengebäude in San Tomé im Bundesstaat Anzoátegui festnahm. Sie war Stunden zuvor von ihrem Posten entfernt worden.

Der Verdacht auf Bestechung in der Ölindustrie kam Anfang des Jahres auf, als der neu ernannte PDVSA-Präsident Pedro Tellechea die Aussetzung und Überprüfung aller Exportverträge anordnete. Aufgrund verspäteter und ausbleibender Zahlungen von unzuverlässigen Zwischenhändlern verlangt das Unternehmen seitdem Vorauszahlungen sowohl für Bargeld als auch für Swap-Vereinbarungen.

Laut der Nachrichtenagentur Reuters könnte Venezuelas staatliche Ölgesellschaft in den letzten drei Jahren bis zu 21,2 Milliarden US-Dollar an Außenständen (84 Prozent der gesamten fakturierten Lieferungen) angehäuft haben, von denen 3,6 Milliarden Dollar "potenziell nicht eintreibbar" sind.

Am Mittwoch berichtete Reuters, dass PDVSA ebenfalls Petrolkoks-Exportgeschäfte prüft, an denen Maroil Trading beteiligt ist. Die in der Schweiz ansässige Firma gehört dem Schifffahrtsmagnaten und Ölindustriepartner Wilmer Ruperti und hat seit August 2022 den Verkauf von fast allen venezolanischen Koksexporten übernommen.

Die Nachrichtenagentur behauptet, Maroil schulde PDVSA im Rahmen eines "Kontenabgleichs" 423 Millionen Dollar. Das Unternehmen bestreitet diese Zahl und macht geltend, es habe Infrastrukturarbeiten durchgeführt, die abgezogen werden müssten. Venezuela hat in den letzten Jahren seine Verkäufe von Petrolkoks, einem Nebenprodukt der Schwerölverarbeitung, das eine Alternative zu Kohle darstellt, gesteigert.

Im Rahmen der laufenden Anti-Korruptions-Kampagne haben die Behörden indes Fotos und Videos von teuren Anschaffungen veröffentlicht, die den verhafteten Beamten und Geschäftsleuten gehören sollen, darunter Immobilien, Autos und Privatflugzeuge.

Social-Media-Nutzer haben auch Inhalte ausgegraben, auf denen die Beschuldigten ihren Reichtum zur Schau stellen. In einem Video ist Johana Torres zu sehen, mutmaßliche Partnerin von Hugbel Roa und wegen Korruption bei PDVSA verhaftet, wie sie Freunde in einer luxuriösen Wohnung in Dubai empfängt.

Präsident Nicolás Maduro betonte, dass das offengelegte Vermögen nur "einen Bruchteil" der Gesamtsumme ausmache. "Ich kann euch versichern, dass die gesamten eingezogenen Vermögen für Sozialprogramme verwendet werden", sagte er am Mittwoch in einer Fernsehsendung.

Er drückte zudem seinen "Zorn" über die jüngsten Enthüllungen aus und betonte, dass es "weitere Schläge gegen diese Mafias, diese Banditen" geben werde.