Ecuador / Politik

Kommunal- und Regionalwahlen in Ecuador von Gewalt überschattet

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Julio César Farachio, Bürgermeisterkandidat in Salinas, wurde am 21. Januar getötet
Julio César Farachio, Bürgermeisterkandidat in Salinas, wurde am 21. Januar getötet

Salinas et al. Der aktuelle Wahlkampf in Ecuador ist von Gewalt geprägt. Am 5. Februar werden in dem südamerikanischen Land neue Bürgermeister und Präfekte gewählt.

Ecuadorianische Medien berichten von Gewaltaktionen und Einschüchterungsversuchen gegen Kandidaten und ihre Familienmitglieder. Die Angriffe richten sich gegen Politiker unterschiedlichster politischer Parteien. Bisher wurden drei Tötungsdelikte in Zusammenhang mit den Wahlen registriert. Besonders betroffen sind die Küstenprovinzen des Landes.

Der letzte tödliche Angriff richtete sich gegen Julio César Farachio, Bürgermeisterkandidat im Küstenort Salinas in der Provinz Santa Elena. Er wurde am 21. Januar während einer Wahlkampftour ermordet. Im Dezember wurde Xavier Zambrano getötet. Er war für Rodrigo Aparicio tätig, der in Duran in der Provinz Guayas für das Amt des Bürgermeisters kandidiert. Bereits am 10. August 2022 wurde Gerardo Delgado umgebracht, der für die Bürgerrevolution für den Stadtrat der Hafenstadt Manta in Manabí kandidieren wollte. In dem von ihm gegründeten Digitalmedium Ola Manta hatte er wiederholt die steigende Gewaltkriminalität angeprangert.

In den Küstenprovinzen Manabí und Esmeraldas wurden allein am 20. und 21. Dezember vier Anschläge auf Kandidaten registriert. So wurde Javier Pincay, der in Portoviejo für die Partei Avanza kandidiert, zunächst bei einer Tour durch die Provinzhauptstadt Manabís mit Schusswaffen attackiert und dreimal getroffen. Einen Tag später kam es zu einer Explosion in einem seiner Fahrzeuge. Am Tatort wurden Pamphlete mit deutlichen Drohungen gefunden: "Javier Pincay, ich habe es dir gesagt, mit dem Geld der Narcos wird nicht gespielt". Pincay hält trotzdem an seiner Kandidatur fest.

Weitere Kandidaten wurden in den vergangenen Wochen und Monaten ebenfalls Opfer direkter Angriffe oder es wurde versucht, sie durch Drohungen und Angriffe auf ihre Wohnhäuser und Fahrzeuge einzuschüchtern.

Die zunehmende Gewalt wird auf eine stärker werdende Präsenz des Drogenhandels und der organisierten Kriminalität in Ecuador zurückgeführt. So geschieht die Gewalt im Vorfeld der Wahlen im Kontext einer insgesamt stark steigenden Gewaltkriminalität. Nach Angaben des Innenministeriums beendete Ecuador das Jahr 2022 mit einer Mordrate von 25 auf 100.000 Einwohner. Zum Vergleich: In den Jahren 2016 und 2017 hatte die Rate noch unter sechs gelegen.