Mérida, Yucatán. Der erste Bezirksrichter des Bundesstaates Yucatán hat die Aussetzung der Arbeiten für den Abschnitt 5 Süd des Tren Maya wegen fehlender Umweltgenehmigungen angeordnet. Damit darf der Bau der Bahnlinie zwischen Playa del Carmen und Tulum auf unbestimmte Zeit nicht fortgesetzt werden.
Bereits im April hatte der Richter Adrián Fernando Novelo eine vorläufige Einstellung der Bauarbeiten aufgrund fehlender Umweltverträglichkeitsprüfung (Manifestación de Impacto Ambiental, MIA) angeordnet. Mit dem Beschluss vom vergangenen Montag gibt es nun einen Stopp auf unbestimmte Zeit, bis das Verfahren endgültig abgeschlossen wird. Novelo gab mit seiner Entscheidung den Klägern, die unter den Kürzeln J.C.U.B., G.D.M. y V. F. D bekannt sind, und der Umweltorganisation "Defendiendo el Derecho a un Medio Ambiente Sano" mit Sitz in Canún, Recht. Diese hatten das Fehlen der entsprechenden Umweltgenehmigungen seitens des staatlichen Tourismusunternehmens Fonatur angeprangert.
Laut Richter Novelo sei das Ziel der Aussetzung der Bauarbeiten, "unmittelbare und irreparable Schäden an der Umwelt zu verhindern". Die Entwicklung von Verbindungswegen wäre zwar im Interesse der Gesellschaft, aber dies dürfe die Umwelt nicht negativ beeinträchtigen. Darüber hinaus betonte er das Menschenrecht auf eine gesunde Umwelt, das ebenfalls in der mexikanischen Verfassung verankert ist.
In einer Stellungnahme versicherte das staatliche Tourismusunternehmen, die Arbeiten zum Tren Maya würden "zum Stolz des mexikanischen Volkes" weitergeführt werden. Hinsichtlich der Umweltverträglichkeitsprüfung des Abschnitts 5 des Tren Maya zeigte Fonatur auf, dass das dazu ausgearbeitete Dokument mögliche Auswirkungen auf die Umwelt in Betrachtung zieht, aber auch Maßnahmen zu ihrer Abschwächung vorsieht. Das Dokument wurde am 20. Mai vorgelegt und bedarf nun der Prüfung und Genehmigung durch das Umweltministerium. Das Tourismusunternehmen zeigte sich jedoch überzeugt, dass die Zustimmung kommen und die Aussetzung der Bauarbeiten aufgehoben werde.
Auch der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador äußerte sich zur Angelegenheit. Die richterliche Entscheidung werde man anfechten, damit das Projekt Tren Maya weiter umgesetzt werden könne. Sie habe kein Fundament und sei "eine politische Sache derjenigen, die nicht wollen, dass die Arbeiten durchgeführt werden". Interessen von großen Unternehmen wie Calizas Industriales del Carmen (Calica), eine Filiale der US-amerikanischen Vulcan Materials Company, stünden dahinter.
Der Tren Maya ist ein Großprojekt der aktuellen Regierung, das zur Verbesserung der Lebensqualität der Menschen beitragen und nachhaltige Entwicklung fördern soll. Die Eisenbahnstrecke wird sich über eine Distanz von zirka 1.500 Kilometer erstrecken und durch die Bundesstaaten Chiapas, Tabasco, Campeche, Yucatán und Quintana Roo führen.