Lima. Die größte peruanische Kupfermine Antamina soll nach einer Übereinkunft zwischen Demonstrierenden, Staat und Unternehmen den Betrieb wieder aufnehmen. Nachdem die Minenbetreiber am Sonntag als Reaktion auf die andauernden Proteste und Blockaden durch die lokale Bevölkerung zunächst kapituliert und die Produktion eingestellt hatten, soll der Protest in der Provinz Bolognesi in der Region Ancash nun unter Vermittlung des Ministeriums für Energie und Bergbau beigelegt worden sein.
Zu Beginn der Woche war als direkte Folge des Produktionsstopps die gesamte peruanische Wirtschaft unter Druck geraten, auch die Währung Soles verlor an Wert.
Für Freitag kündigte sich der CEO von Antamina, Victor Gobitz, zu weiteren Gesprächen an. Der weltweit zweitgrößte Produzent von Kupfer hatte Anfang der Woche einen bedeutenden Kursverlust an den Aktienmärkten zu verkraften gehabt. Laut Gobitz hat Antamina aufgrund der Proteste täglich zwischen zehn und 14 Millionen US-Dollar Verlust hinnehmen müssen. Antamina ist auch der größte Zinkproduzent in Peru und exportiert 18 Prozent des peruanischen Kupfers mit einem Gegenwert von 4,5 Milliarden US-Dollar pro Jahr.
Die bäuerliche Gemeinschaft von Aquia hatte den Streik gegen das Bergbauunternehmen wegen illegaler Landaneignung und Nichteinhaltung seiner sozialen Verantwortung initiiert. Antamina bestritt beide Vorwürfe. Im Laufe der vergangenen Woche schlossen sich die Städte entlang des Bergbaukorridors dem Streik an, Zufahrtsstraßen wurden blockiert. Dies führte schließlich zur Schließung der Mine am vergangenen Sonntag.
Der Präsident der Nationalen Gesellschaft für Bergbau, Erdöl und Energie (SNMPE), Raul Jacob, hatte erklärt, dass die Unternehmen seines Sektors immer offen für einen Dialog mit den Gemeinden seien, in denen sie tätig sind. Weiter teilte er mit, dass alle Bergbauunternehmen von Aufsichtsbehörden überwacht und jegliche Umweltstandards und Rechtsvorschriften eingehalten würden.
Zuvor hatte sich Premierministerin Mirtha Vásquez solidarisch mit den Demonstrierenden gezeigt und öffentlich darauf hingewiesen, dass ihre Forderungen weder neu noch unberechtigt seien und die Unternehmen Verantwortung übernehmen müssten.
Sie forderte Verständnis für die Menschen, die "einerseits den fehlenden Schutz durch den Staat und andererseits die Unsichtbarkeit ihrer Forderungen seitens der Unternehmen selbst zu spüren bekommen haben".
Vásquez kritisierte außerdem die Forderungen der SNMPE an den Staat, dieser müsse mit Hilfe des Militärs in die Proteste eingreifen, um die Rechtsstaatlichkeit wiederherzustellen: "Wir kehren nicht zur Rechtsstaatlichkeit zurück, indem wir Menschen unterdrücken und töten, sondern indem wir diese Konflikte kanalisieren, Lösungen institutionalisieren und einen Dialog mit den Akteuren führen, ohne falsche Erwartungen zu wecken".
Friedliche Straßenblockaden sind in Peru eine sehr wirksame Form der Demonstration gegen Minen und ihre Betreiber, da die Region keine Ausweichstraßen für LKW bietet, die die Schwermetalle abtransportieren. In der Vergangenheit sei es aber auch vereinzelt zu illegalen Formen von Protestaktionen und zivilem Ungehorsam gekommen, prangerten Vorsitzende der Bergbauunternehmen wiederholt an.
Seit Anfang Oktober demonstrieren immer wieder Gemeinden in der Andenregion Cusco gegen verschiedenen Bergbauunternehmen, wie gegen die Kupfermine Las Bambas oder die Minen Constancia und Antapaccay. Auf diese vier Minen entfallen über 40 Prozent der peruanischen Kupferproduktion. Peru ist der zweitgrößte Kupferproduzent der Welt und produzierte im Jahr 2020 rund 2,2 Millionen Tonnen.
Die Exporte der zumeist nicht peruanischen Bergbauunternehmen brachten Peru zwar in den letzten Jahren wirtschaftlichen Aufschwung, jedoch bekamen die die Minen umgrenzenden Bauerngemeinden von diesen Vorteilen praktisch nichts zu spüren.
Die Demonstrationen sind die jüngsten in einer Reihe von Protesten gegen Bergbauunternehmen, die seit dem Amtsantritt von Präsident Pedro Castillo im Juli ausgebrochen sind. Castillo teilte bereits in seiner Antrittsrede mit, klare Regeln für diese Unternehmen schaffen zu wollen und für mehr Rechte der lokalen Anwohner einzustehen.
In den peruanischen Anden sind viele Minen ansässig, aus denen Schwermetalle wie Kupfer, Gold und Silber geborgen werden. Der Abbau und der anschließende Transport ist jedoch für Mensch und Umwelt sehr schädlich.