Antofagasta. In Chile droht nach wie vor die Bestreikung der weltgrößten Kupfermine. Die Frist, um doch noch eine Einigung zu erzielen und den Streik zu vermeiden, soll am Montag ablaufen. Diese "Mediationsfrist" könnte dann theoretisch nochmals um weitere fünf Tage verlängert werden.
Nach mehreren erfolglosen Tarifrunden hatten die Beschäftigten der Mine Escondida im Norden Chiles für den Beginn von unbefristeten Streiks gestimmt. Das hatte die "Gewerkschaft Nr.1 der Minenarbeiter Escondida" in einer veröffentlichten Mitteilung bekanntgegeben. Demnach stimmten mehr als 2.100 ihrer Mitglieder für den Streik und damit 99,5 Prozent, lediglich elf Beschäftigte votierten dagegen.
"Dieses überwältigende Ergebnis zeigt einmal mehr das hohe gewerkschaftliche Bewusstsein unserer Basis, die in der Lage war, zu erkennen, dass dieses Angebot keinen Fortschritt in Bezug auf die legitimen Forderungen der Arbeitnehmer beinhaltet", so die Gewerkschaft. Sie sollen zunächst ein Angebot des britisch-australischen Konzerns BHP Billiton abgelehnt haben, das einen jährlichen Bonus von 18 Millionen Pesos (rund 16.300 Euro) pro Arbeiter vorsah, der gleichmäßig unter den Beschäftigten verteilt werden sollte.
Die Gewerkschaft hingegen fordert einen Bonus in Höhe von einem Prozent der an ausländische Inverstoren ausgezahlten Dividende. Dies entspräche je nach Berechnung zwischen 21 und 26 Millionen Pesos. Die Gewerkschaft hält dies für einen fairen Betrag, da die Preise für Kupfer aktuell auf einem konstant hohen Niveau liegen und die Minenarbeiter in der Hochphase der Pandemie in voller Besetzung weitergearbeitet hatten. Ob es tatsächlich zum Streik kommen wird, ist noch unklar.
Sowohl Unternehmensführung als auch Gewerkschaft setzen auf eine Mediation unter Einbeziehung der chilenischen Regierung. Zu Beginn der Woche hieß es, dass innerhalb von fünf bis zehn Tagen weiter nach einer Lösung gesucht werden sollte, bisher ohne Ergebnis. Sollten auch diese Verhandlungen scheitern, wird ein unbefristeter Streik nicht mehr zu verhindern sein.
Bereits im Jahr 2017 war die Arbeit in der Mine Escondida für 44 Tage niedergelegt worden, der längste Streik im Bergbau in der Geschichte des Andenstaates. Das Unternehmen erlitt Verluste von 740 Millionen US-Dollar, das chilenische Bruttoinlandsprodukt schrumpfte um 1,3 Prozent.
Chile ist der weltgrößte Kupferproduzent mit einem Anteil von einem Drittel am globalen Markt. Die chilenische Regierung, vertreten durch die Ministerien für Finanzen und Bergbau, hat ein entsprechendes Interesse, dass es nicht zu einem Streik kommt. Sie zeigt sich Berichten zufolge besorgt, dass es zu einer Schrumpfung der Wirtschaft kommen könnte. Man hoffe, dass es zu einem konstruktiven Dialog komme und eine Arbeitsniederlegung vermieden werden könne.