Kolumbien verzeichnet weltweit die meisten Morde an Umweltaktivist:innen

global_witness_report_9-2021.jpg

Global Witness-Bericht: 2020 verloren 227 Umweltaktivist:innen weltweit ihr Leben
Global Witness-Bericht: 2020 verloren 227 Umweltaktivist:innen weltweit ihr Leben

London. Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie der Nichtregierungsorganisation Global Witness hat Kolumbien mit 65 ermordeten Umweltschützer:innen 2020 zum zweiten Mal in Folge die höchste Mordrate an Aktivist:innen weltweit aufgewiesen.

Im Schatten der Covid- Pandemie verloren im vergangenen Jahr 227 Umweltaktivist:innen auf der Welt ihr Leben. Mehr als die Hälfte der Angriffe fanden in drei Ländern statt: in Kolumbien, Mexiko und den Philippinen. Lateinamerika gilt als gefährlichster Ort für Umweltaktivismus im globalen Vergleich, drei Viertel der Morde ereigneten sich dort.

Obwohl indigene Gemeinschaften nur fünf Prozent der Weltbevölkerung ausmachen, gehören ein Drittel der Opfer dieser Bevölkerungsgruppe an.

Zum Teil seien die strengen Lockdown-Phasen dazu genutzt worden, die Aktivist:innen in ihrem Zuhause zu überfallen. Auch das pandemiebedingte Aussetzen der staatlichen Schutzmaßnahmen erleichterte den Angreifern die Anschläge auf die Umwelt- und Menschenrechtsverteidiger:innen, so Global Witness.

Die NGO setzt die Vorkommnisse in einen wirtschaftlichen und politischen Kontext und betont, dass "viele der schlimmsten Menschenrechtsverletzungen mit der Ausbeutung unserer natürlichen Ressourcen sowie Korruption in Politik und Wirtschaft zu tun" hätten.

Die Akteure, die hinter den tödlichen Angriffen steckten, seien auch für den Klimawandel verantwortlich. Zu diesen zählen insbesondere Bergbau, Öl- und Gas-Unternehmen, sowie kriminelle Gruppen und zum Teil auch staatliche Kräfte. Die meisten Morde ereigneten sich dem Bericht zufolge im Kontext mit dem Bergbau- (50), Landwirtschafts- (34) und Forstwirtschaftssektor (24).

Der Bericht schließt mit konkreten Handlungsempfehlungen an die Staaten und die Vereinten Nationen ab. Diese sollten "das Menschenrecht auf eine sichere, gesunde und nachhaltige Umwelt" formell anerkennen. Zudem sollten sie sicherstellen, dass die auf der COP26 eingegangenen Verpflichtungen und Maßnahmen zur Umsetzung des Pariser Abkommens den Schutz der Menschenrechte einschließen. Die Staaten sollten ebenso dafür Sorge tragen, dass Umweltaktivismus unter Schutz steht und alle Regelungen, die Umweltschützer:innen kriminalisieren, aufheben.

Auch sollen Unternehmen und Finanzinstitute dazu aufgefordert werden, ihre Lieferketten zu überprüfen und gegebenenfalls die Verantwortlichen für entstandene Schäden zur Rechenschaft zu ziehen. Schließlich betont der Bericht noch die Wichtigkeit der Gewährleistung des Zugangs zur Justiz und weist auf die Wege zur strafrechtlichen Verfolgung aller relevanten Akteure, einschließlich der Verantwortlichen aus der Wirtschaft hin.