Neue Kampagne der Großmütter vom Plaza de Mayo in Argentinien

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Sonia Torres (92) sucht seit 44 Jahren ihre verschwundene Tochter Silvina und deren Mann Daniel Orozco. Silvina war bei der Festnahme im 6. Monat schwanger
Sonia Torres (92) sucht seit 44 Jahren ihre verschwundene Tochter Silvina und deren Mann Daniel Orozco. Silvina war bei der Festnahme im 6. Monat schwanger

Buenos Aires. Die Organisation der Großmütter vom Plaza de Mayo (Abuelas de Plaza de Mayo) in Argentinien hat eine neue Kampagne gestartet, um die Gesellschaft an das Schicksal ihrer noch immer verschwundenen Enkel zu erinnern und die Suche nach ihnen erneut zu verstärken.

Die Organisation der Großmütter ging aus der bekannteren Vereinigung der Mütter vom Plaza de Mayo hervor, die während der zivil-militärischen Diktatur (1976-1983) auf dem gleichnamigen Platz im Zentrum von Buenos Aires für ihre von den Militärs entführten Söhne und Töchter demonstrierte und sich seitdem jeden Donnerstag weiterhin zum stillen Protest einfindet. Das Ziel der Großmütter war es, nach den Kindern der Verschwundenen zu suchen, die zusammen mit den Eltern entführt oder während der Gefangenschaft geboren wurden.

Schwangere Gefangene wurden oft bis zur Niederkunft am Leben gehalten und erst danach ermordet, die Babys an kinderlose Militärs und Gleichgesinnte vergeben. In der Militärbasis von Campo de Mayo gab es sogar eine eigene Entbindungsstation, aber auch in anderen Gefangenenzentren gab es bekanntlich Geburten.

Es wird geschätzt, das mindestens 400 Kinder so illegal adoptiert wurden. Personen die vermuten, dass sie zu dieser Gruppe gehören, können einen Gentest durchführen lassen, der dann mit einer Datenbank der betroffenen Familien verglichen wird. 130 Fälle konnten bisher aufgeklärt und die Familien zusammengeführt werden. Darunter auch bekannte Persönlichkeiten wie die Enkelin des Schriftstellers Juan Gelman, María Macarena Gelman García, der Abgeordnete Horacio Pietragalla Corti oder der aktuelle argentinische Minister für Umwelt und Entwicklung, Juan Cabandié.

Über diese Datenbank wurde jedoch auch festgestellt, dass einige Schwangere vor der Entbindung ermordet wurden. Man identifizierte in Massengräbern die Überreste einiger ungeborener Kinder zusammen mit ihren Müttern.

Die neue Kampagne möchte auf die bisher noch nicht aufgeklärten Fälle aufmerksam machen und fordert die Gesellschaft auf, in der Erinnerung nach verdächtigen Adoptionsfällen zu suchen. Auch weitere Personen, die selber Zweifel an ihrem Ursprung hegen, sollen sich melden. Für diesen Zweck wurden eine Reihe von Fernsehspots gedreht.