Opfer der Diktatur in Uruguay wehren sich gegen Diffamierungskampagne

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Auf ihrem langen Weg sind die MFUDD-Mitglieder häufig Aggressionen ausgesetzt gewesen
Auf ihrem langen Weg sind die MFUDD-Mitglieder häufig Aggressionen ausgesetzt gewesen

Montevideo. Die Organisation der Angehörigen der Verschwundenen (MFUDD) in Uruguay beklagt eine Verunglimpfungskampagne in Leit- und sozialen Medien. Sie hat  deshalb eine Anzeige bei der Abteilung für Computerkriminalität des Innenministeriums wegen Diffamierung und Beleidigung eingereicht.

Falsche Informationen, wie zum Beispiel, dass die Verschwundenen am Leben seien oder deren Angehörige eine Leibrente vom Staat kassieren, wurden in Leitartikeln, Radiosendungen und über soziale Medien verbreitet.

Die Diffamierungsattacken hätten sich seit dem 28. August intensiviert, als die Familien der Verschwundenen Gerichtsprotokolle mit ausführlichen Geständnissen über Menschenrechtsverbrechen während der Diktatur (1973 - 1985) veröffentlicht haben. Es sind Mitschriften von Aussagen, die Verbrecher mit militärischem Rang vor wenigen Jahren vor einem militärischen Ehrengericht machten. Die anwesenden Generäle des Tribunals haben diese Geständnisse seitdem vor der Justiz verheimlicht. Sie versuchten überdies bei den Vernehmungen mehrfach, die Geständigen in ihren Aussagen zu bremsen und auf Nebenthemen zu lenken.

Elena Zaffaroni, eine der Mütter der Verschleppten, erklärte: "Es ist schrecklich, dass diese brutalen Geständnisse nicht vor die zivile Justiz gebracht wurden, vor der wir uns alle verantworten müssen."

Ein anderer Angehöriger, Ignacio Errandonea, betonte, dass das Schweigen der militärischen Führung gegenüber den Bekenntnissen des pensionierten Oberst Gilberto Vazquez deutlich mache, dass die Streitkräfte sich außerhalb des demokratischen Systems begreifen, "als ob sie daneben und darüber stehen würden."

Er fordert eine Reform der militärischen Ausbildung. Die Streitkräfte müssten ihren Platz innerhalb der Demokratie einnehmen. "Sie wissen, wo unsere Familienangehörigen sind, was mit ihnen geschehen ist. Die Verantwortung liegt bei ihnen. Wie lange noch soll das so weitergehen?"

Auf ihrem langen Weg seien die MFUDD-Mitglieder häufig Aggressionen ausgesetzt gewesen. Körperliche Gewalt und Angriffe auf ihre Wohnungen zählen dazu, ebenso Einbrüche in die Büros der Rechtsanwälte, bei denen Beweismaterialien und Dokumente geraubt wurden. Es kam zudem zu Zerstörungen an Gedenkstätten sowie zu Attacken gegen Journalisten, Rechtsanwälten und Staatsanwälten, die sich für Aufklärung über Verschwundene eingesetzt haben.

Darüber hinaus kritisierte die MUFDD den Ex-General und Senator für die ultrarechte Partei "Offener Gemeinderat" (Cabildo Abierto), Guido Manini: Er habe gesagt, "dass wir unsere Söhne und Töchter, Väter und Mütter, Schwestern und Brüder nicht aus Liebe zu ihnen suchen würden, sondern von Hass geleitet seien."

Es gebe sogar Personen, die öffentlich versicherten, dass die Verschwundenen ins Wasser geworfen wurden und der einzige Irrtum bei der Sache sei gewesen, "nicht alle umzubringen", heißt es in einem Kommuniqué der Organisation der Angehörigen.