Kuba / Soziales

Corona-Pandemie in Kuba: "Neue Normalität" in Havanna

In den vergangenen Wochen haben Fallzahlen der Hauptstadt wieder einstelliges Niveau erreicht. Seit 1. Oktober viele Einschränkungen aufgehoben

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Diese Lockerungen gelten seit dem 1. Oktober in Havanna
Diese Lockerungen gelten seit dem 1. Oktober in Havanna

Havanna. Nach einem einmonatigen "Shutdown" sind seit dem 1. Oktober zahlreiche Corona-Maßnahmen in der kubanischen Hauptstadt gelockert worden. Inzwischen verkehren wieder Busse, der Einzelhandel ist zu den normalen Öffnungszeiten zurückgekehrt. Die nächtliche Ausgangssperre wurde aufgehoben. In den vergangenen Wochen haben die Fallzahlen in Havanna wieder einstelliges Niveau erreicht.

Nach den offiziellen Angaben wurden seit März auf Kuba insgesamt 628.725 Tests durchgeführt, von denen 5.718 positiv waren. 122 Menschen starben mit oder an dem Virus, 516 sind derzeit stationär in Krankenhäusern, 510 mit stabiler klinischer Entwicklung. Die Anzahl der durchgeführten PCR-Tests beträgt rund 7.500 pro Tag, die positiv-Rate lag zuletzt bei rund 0,7 Prozent.

Ab dem 1. Oktober sind in der Hauptstadt viele Einschränkungen aufgehoben worden. Die Anzahl der aktiven Übertragungsereignisse hat sich dort von zeitweise mehr als 15 auf fünf reduziert. Im Rest des Landes gilt weiterhin Phase III im Lockerungs-Fahrplan, allerdings bleibt der Fernverkehr zwischen den Provinzen eingestellt. Der internationale Tourismus ist weiterhin auf die Hotels in den Cayos beschränkt. Dies soll beibehalten werden, so lange sich nicht alle Landesteile mindestens in Phase II befinden.

Wie Havannas Gouverneur Reinaldo García Zapata erklärte, habe sich die Disziplin der Bevölkerung bei den Hygienemaßnahmen erhöht, was sich in einem Rückgang der Fallzahlen bemerkbar machte. Auch gingen die kritischen und schweren Verläufe seit August deutlich zurück, die Pandemie sei wieder unter Kontrolle.

Der zuletzt am 15. September um zwei Wochen verlängerte Lockdown wird entsprechend angepasst, viele Maßnahmen entfallen. Wie die Behörden betonten, seien die Entscheidungen dabei ausschließlich nach epidemiologischen Kriterien getroffen worden und sollen ständig evaluiert werden.

"Wir müssen in der Lage sein, in eine neue Normalität des Zusammenlebens mit der Krankheit überzugehen", erklärte Präsident Miguel Díaz-Canel am Donnerstag. Die Herausforderung bestehe darin, "weiterhin mit Verantwortung und Qualität zu arbeiten", so der Präsident.

Wie die Lokalzeitung Tribuna berichtet, zeigten sich manche Bewohner Havannas besorgt über Maßnahmen wie die Öffnung der Strände, andere freuten sich über die Rückkehr zu mehr Normalität und appellierten an das Verantwortungsbewusstsein der Bürger.

Das Betreten oder Verlassen der Stadt bedarf weiterhin einer Ausnahmegenehmigung. Dies wird an zwölf Checkpoints entlang der Stadtgrenzen kontrolliert. Der Fernverkehr ist weiterhin (landesweit) eingestellt, private und öffentliche Feiern sowie andere Massenveranstaltungen bleiben untersagt. Auch der neue Bußgeldkatalog bei Verstößen gegen die Hygieneregeln bleibt in Kraft. Bisher sind rund 16.000 Bußgelder in Havanna verhängt worden.

Die nächtliche Ausgangssperre zwischen 19 und 5 Uhr Morgens entfällt, ebenso wie die bisherige Regel, nach der nur im Stadtteil des Hauptwohnsitzes eingekauft werden darf. Autos und Fußgänger können sich zu jeder Zeit wieder frei durch alle Stadtteile bewegen. Ab dem 3. Oktober wird das staatliche Busnetz auf allen Linien in Betrieb gehen.

Die Busse sollen nur zu 80 Prozent belegt werden, entsprechende Bodenmarkierungen zeigen die Stehplätze an. Genossenschaftliche Routentaxis und private Taxifahrer dürfen ebenfalls wieder die Arbeit aufnehmen. Treibstoff soll wieder regulär verkauft werden.

Einzelhandel und Supermärkte, die bisher um 16 Uhr schließen mussten, kehren nun wieder zu den üblichen Öffnungszeiten zurück. Dies gilt auch für private Betriebe. Die großen Einkaufszentren Carlos III und Cuatro Caminos sollen in den kommenden Tagen ebenso wieder ihre Pforten öffnen, allerdings mit Limits bei der Kundenzahl.

Gastronomie und andere Serviceeinrichtungen (Kinos, Museen, Freizeitparks, etc.) können wieder öffnen, dabei muss die Obergrenze von 50 Prozent der vorgesehenen Kundenanzahl eingehalten werden. Auch Strände und Schwimmbäder haben wieder offen, dürfen jedoch nur 30 Prozent der möglichen Besucher gleichzeitig zulassen. Bars und Diskotheken müssen weiterhin geschlossen bleiben.

Ab dem 15. Oktober sollen in allen Bildungseinrichtungen schrittweise entsprechende Hygienebedingungen geschaffen werden, mit denen die Schulen und Universitäten der Hauptstadt das Semester ab dem 2. November fortsetzen können.