Corona in Lateinamerika: Was hat sich diese Woche getan?

Unterstützung für Venezuela. Mexiko spricht mit Blackrock. Peru trennt Frauen und Männer. Cepal und ILO sehen schweren Schaden für Wirtschaft

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Hilfslieferungen sind momentan auch in Lateinamerika gern gesehen
Hilfslieferungen sind momentan auch in Lateinamerika gern gesehen

Brasília u.a. Das Coronavirus hat Lateinamerika unverändert im Griff. Am stärksten stiegen die offiziellen Zahlen Covid-19-Infizierter in den vergangenen Tagen in Brasilien. Täglich kommen dort etwa 2.000 neue nachgewiesene Fälle hinzu, gestern waren es insgesamt 16.192 Fälle, 822 Personen starben bisher. Ecuador meldet mittlerweile auch deutlich ansteigende Zahlen. Gestern wurden 4.450 Infizierte und 242 Tote gemeldet. In Peru wurden 4.342 Personen positiv auf Covid-19 getestet, 121 starben in Folge der Erkrankung. Ein Überblick über einige Länder und dortige Entwicklungen im Laufe dieser Woche:

Venezuela hat für seinen angeschlagenen Gesundheitssektor von der Russischen Föderation, der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation und dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen mehr als 90 Tonnen humanitäre Hilfspakete zur Bekämpfung von Covid-19 bekommen. Ein Flugzeug brachte 28.000 Kits mit Schutzkleidungen für Ärzte und Pflegekräfte. Die UNO teilte mit, dass ihre durch Spendengelder der internationalen Gemeinschaft und der UNO finanzierte Ladung Sauerstoffkonzentratoren, Kinderbetten und Hygienesets enthielt.

Im kurz vor einem Zahlungsausfall stehenden Argentinien wurde am Montag von der Regierung ein Dekret erlassen, wonach bis zum Ende des Jahres die Rückzahlung von Schulden und Zinsen in US-Dollar ausgesetzt wird. Dadurch will man für eine weitere Verschlimmerung der Lage finanziell gewappnet bleiben. Argentinien scheint verhältnismäßig weniger stark betroffen von Covid-19, hat aber seit Jahren bereits mit einer schweren ökonomischen und damit auch sozialen Krise zu kämpfen.

Der Präsident von Mexiko, Andrés Manuel López Obrador, versucht sich in Zusammenarbeit mit den ganz großen Playern am Kapitalmarkt für die durch die Corona-Pandemie verursachte wirtschaftliche Krise zu wappnen: Im Austausch mit dem weltweit führenden Vermögensverwalter Blackrock besprach der Präsident nach Informationen von Reuters die Schaffung eines "Marshallplans" für die am stärksten betroffenen Länder. In dieser Woche wurde von der Regierung auch ein Plan zur Unterstützung kleinerer und mittlerer mexikanischer Unternehmen vorgestellt.

Peru hat für die laufende Woche die Maßnahmen der Kontakt- und Ausgangssperren noch einmal verschärft und diese dann am Mittwoch sogar bis zum 26. April verlängert. Männer und Frauen dürfen dort nicht mehr gemeinsam das Haus verlassen. Männer können am Montag, Mittwoch und Freitag aus dem Haus, Frauen am Dienstag, Donnerstag und Samstag. Sonntags müssen alle zuhause bleiben.

Aus der größten Favela in Brasilien, der "Rocinha" in Rio de Janeiro, wurden mittlerweile auch die ersten auf Covid-19 positiv getesteten Bewohner gemeldet. Nachdem Präsident Jair Bolsonaro nach wie vor äußerst zurückhaltend und beschwichtigend auf die Ausbreitung des Coronavirus reagiert, wurden in der Provinz São Paulo die Maßnahmen in dieser Woche nochmals für weitere zwei Wochen verlängert. Der dortige Gouverneur Joao Doria rechnet in den kommenden sechs Monaten mit über 100.000 Toten in seinem Bundesstaat.

In Kolumbien wurde die Ausgangssperre in dieser Woche bis zum 27. April verlängert. Die notwendigen Einkäufe dürfen je nach letzter Zahl der Ausweisnummer nur an einem Tag der Woche erledigt werden. Zudem bat die Regierung von Präsident Iván Duque den Internationalen Währungsfonds (IWF) um einen Kredit über elf Milliarden US-Dollar, um den entstehenden wirtschaftlichen Schaden auffangen zu können.

Laut der Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik der Vereinten Nationen (Cepal) wird der wirtschaftliche Rückgang in der Region im Jahr 2020 zwischen 1,8 und vier Prozent betragen. Kommendes Jahr könnte die Wirtschaft dann wieder um zwei Prozent zulegen. Es wird erwartet, dass während der momentanen Phase mit Ausgangssperren und wirtschaftlichem Shutdown fast 25 Millionen Menschen unter die Armutsgrenze und 35 Millionen in die extreme Armut fallen werden.

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) befürchtet, dass in Lateinamerika infolge der Krise 14 Millionen Menschen ihre Arbeit verlieren. Vor allem der informelle Sektor ist stark betroffen. Über 50 Prozent der Menschen in der Region arbeiten laut ILO informell und damit ohne feste Anstellung.