Erstes Farc-Mitglied seit Friedensabkommen in Kolumbien ermordet

ortiz_farc_kolumbien.jpg

Luis Alberto Ortiz Cabezas alias "Pepe" wurde in der Nähe von Tumaco im Süden von Kolumbien ermordet
Luis Alberto Ortiz Cabezas alias "Pepe" wurde in der Nähe von Tumaco im Süden von Kolumbien ermordet

Cali. Luis Alberto Ortiz Cabezas, Mitglied der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (Farc), der erst kürzlich aufgrund einer Begnadigung aus dem Gefängnis entlassen worden war, ist ermordet worden. Nach Angaben der Farc ist der bekannte Paramilitär alias "Renol" für das Verbrechen verantwortlich.

Ortiz war einer der ersten Farc-Guerilleros, die nach der neuen Rechtsprechung der "Sondergerichtsbarkeit für den Frieden" begnadigt und kurz zuvor aus dem Gefängnis Villahermosa in Cali entlassen worden ist. Er wollte in Tumaco im Süden des Landes seine Familie besuchen. Gegenüber amerika21 äußerten Gefangene aus der Farc in Villahermosa die Sorge, nicht in ihre Heimatregionen zurückkehren zu können. Viele warten auf ihre Begnadigung oder Amnestie und wollen dann in die "Zonas veredales" genannten Übergangslager zu den dort gesammelten Farc-Mitgliedern. Das Gefangenen-Kollektiv wirft der Justiz vor, die Begnadigungen zu verzögern und "absurde Gründe" zu erfinden, um ihre Freilassung zu verhindern.

Noch am Tag des Mordes forderte der Generalstab der Farc von der Regierung unter Präsident Juan Manuel Santos Sicherheitsgarantien für die Guerilla-Mitglieder sowie die Umsetzung der im Abkommen in Havanna zugesicherten Maßnahme. In einem Kommuniqué heißt es, dass der Mord an Ortiz das Weiterbestehen der Paramilitärs zeige und das Vertrauen in die eigene Sicherheit in Frage stelle. Nach Informationen von Anwohnern sei der als "Renol" bekannte Drogen-Paramilitär für das Verbrechen verantwortlich, auf dessen Konto auch zahlreiche Morde an Sprechern sozialer Bewegungen in der Region gingen. Am selben Tag sind in Tumaco zehn weitere Personen ermordet worden, die Farc fordern daher ebenfalls Sicherheit für die Bevölkerung. Die Regierung negiert die Existenz paramilitärischer Gruppen.

Venezuelas Präsident Nicolas Maduro übte indes massive Kritik an der Regierung Santos. Kolumbien sei ein "gescheiterter Staat". Santos warf er vor, "ein Blutbad"  an Mitgliedern der Farc vorzubereiten. Vor allem gegen deren Verhandlungsführer Havanna werde eine Mordserie geplant, sagte das Staatsoberhaupt und kündigte an, entsprechende Geheimdienstinformationen zu veröffentlichen.

Maduro wies erneut darauf hin, dass Millionen Kolumbianer in Venezuela Schutz vor der Katastrophe in ihrem Land suchten. Sie seien vor Armut, Hunger und den Paramilitärs ins Exil geflohen. Allein seit Jahresbeginn seien 35. 000 weitere Flüchtlinge registriert worden.

Wenn Sie über diesen Artikel mitdiskutieren wollen, nutzen Sie bitte die Kommentarfunktion auf unserer Facebook-Seite oder folgen Sie einfach diesem Link