Guatemala / Soziales

Festnahmen nach Brand in Kinderheim in Guatemala

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Totenwache für die Feueropfer im Kinderheim Maria Himmelfahrt
Totenwache für die Feueropfer im Kinderheim Maria Himmelfahrt

Guatemala-Stadt. Der Direktor der präsidentiellen Wohlfahrtskommission Guatemalas, Carlos Rodas, die für Kinderschutz zuständige Vizedirektorin Anahy Keller und Santos Torres, der Leiter des Kinderheims Maria Himmelfahrt sind festgenommen worden. Ihnen wird im Fall des Todes von 40 Mädchen des Kinderheims Maria Himmelfahrt vorsätzlicher Mord, Misshandlung von Kindern und Pflichtverletzung vorgeworfen.

Am 8. März verbrannten 40 Mädchen zwischen 13 und 17 Jahren in einem Heim, nachdem sie nach ihrer Flucht von der Polizei zurückgebracht und von dieser in einem Saal eingeschlossen worden waren. Neun Mädchen und Jungen, die aufgrund schwerer Verbrennungen noch in Lebensgefahr schweben, wurden zur Behandlung in die USA gebracht, weitere 13 sind in Krankenhäusern der Hauptstadt untergebracht. Präsident Jimmy Morales hatte den Polizeieinsatz persönlich angeordnet.

Die genauen Umstände des Brandes sind noch nicht bekannt. Die Untersuchungen werden von der Staatsanwaltschaft und dem Forensischen Institut durchgeführt. Die 40 Todesopfer wurden auf sexuelle Gewalt und Drogen untersucht, 39 konnten bis jetzt identifiziert werden. Erst einige Tage nach dem Brand wurden Kinder und Jugendliche in andere Institutionen untergebracht. Das Heim stand seit Jahren in der Kritik, mehrfach berichteten Jugendliche über sexuelle Misshandlungen und andere Gewalttaten durch Personal.

Unter diesen unklaren Umständen werfe jede Information weitere Fragen auf, meinte der Direktor des Instituts für Nationale Angelegenheiten. Die Regierung zeigt sich zurückhaltend. Der festgenommene Leiter des Kinderheims weist jede Verantwortung von sich. Die Schlüssel zum Raum, wo die Mädchen untergebracht waren, habe ein Polizist bei sich getragen, der nicht aufzufinden war.

Der Menschenrechtsombudsmann merkte in einer Berichterstattung im Parlament zum Brand im Heim sichtlich erschüttert an, dass Guatemala offensichtlich ein gescheiteter Staat sei. Ein Land, das seine Kinder nicht schützen könne und in dem jedes zweite Kind unterernährt ist, funktioniere nicht. Es sei an der Zeit, dass sich alle Akteure zusammentun und für ein gerechtes Guatemala kämpfen. Parlamentarier der Regierungspartei entgegneten auf die Vorwürfe des Ombudsmanns, dass der Tod der Jugendlichen im Kinderheim ein Mord gewesen sei, um das Land zu destabilisieren und die Verantwortung dafür trage die Ombudsstelle.

In ganz Lateinamerika gab es nach dem Tod der Mädchen Beileidskundgebungen. In Guatemala versammelten sich jeden Abend auf dem zentralen Platz der Hauptstadt Menschen, die Gerechtigkeit und eine gründliche Untersuchung der Ereignisse und der Missstände im Heim sowie den Rücktritt des Präsidenten fordern.

Unterdessen haben Kongressabgeordnete der indigenen Partei Convergencia Präsident Jimmy Morales wegen außergerichtlicher Hinrichtung, Folter und Pflichtverletzung wegen der Tragödie im Kinderheim angezeigt.

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