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Venezolanische Weihnacht ohne Kriegsspiele

Erstmals müssen Kinder in dem südamerikanischen Land ohne Plastikwaffen und Ego-Shooter auskommen. Gesetz vor neun Monaten erlassen

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Kleiner Holzsoldat als Weihnachtsschmuck aus dem Erzgebirge
Nur für deutsche Weihnachtsbäume: Holzsoldat aus dem Ergebirge

Caracas.  Venezuela erlebt in diesem Jahr wortwörtlich friedliche Weihnachten, nachdem Mitte März per Gesetz jegliches Kriegsspielzeug verboten wurde. Der Erlass war Teil der Maßnahmen von Regierung und Parlament gegen das bestehende Gewaltproblem in dem südamerikanischen Land.

Das Gesetz verbietet "Herstellung, Import, Verbreitung, Kauf, Verkauf, Verleih und Gebrauch von gewalttätigen Videospielen und Spielzeugen". Der Parlamentsabgeordnete der regierenden Vereinten Sozialistischen Partei (PSUV), Wilmer Iglesias, begründete die Regelung damals mit der politischen Strategie gegen die Gewalt in den Straßen. "Mit diesem Gesetz setzen wir ein deutliches Zeichen und treffen eine wichtige Entscheidung zur Förderung einer gesunderen und sichereren Gesellschaft", so Iglesias.

Verboten sind demnach Kriegsspiele, darunter so genannte Ego-Shooter, und jegliche Gewalt darstellende Spielzeuge. Darunter fallen auch Spielzeugpistolen und -gewehre sowie bewaffnete Actionfiguren der US-amerikanischen Unterhaltungsindustrie.

Nach offiziellen Statistiken ist Mord eine der hauptsächlichen Todesursachen für junge Venezolanerinnen und Venezolaner zwischen 15 und 26 Jahren. Das Thema war in den vergangenen Monaten von der rechtsgerichteten Opposition gegen die sozialistische Regierung von Präsident Hugo Chávez massiv ausgeschlachtet worden.

Ob das Verbot von Kriegsspielzeug Sinn hat, ist aber auch in Venezuela fragwürdig. Nach Angaben der britischen BBC sind viele der inzwischen verbotenen Spielsachen nach wie vor über Internetbörsen erhältlich, Straßenverkäufer bieten Kopien der in den Ladengeschäften offiziell nicht mehr erhältlichen Videospiele an. Zudem sei unklar, so zitiert die BBC Ladenbesitzer in den Einkaufszentren der venezolanischen Hauptstadt, wie weit das Verbot geht und ob auch Strategiespiele wie "Stratego" und "Schiffe versenken" betroffen sind.

Gänzlich ohne Kriegsspielzeug – X-Man-Figuren, Plastikgewehre und Laserschwerter – kam am gestrigen Donnerstag ein Solidaritätskonzert für die Opfer der schweren Regenfälle in Venezuela aus. Die Benefiz-Großveranstaltung im Theater "Teresa Carreño" in der venezolanischen Hauptstadt wurde von zahlreichen Solokünstlern und Bands bestritten, wie die kubanischen Nachrichtenagentur Prensa Latina berichtete. Die Idee: Jeder Gast gab am Eingang ein Spielzeug ab. Diese Geschenke werden am heutigen Abend an die Kinder in den über 900 Notunterkünften im ganzen Land verteilt. Nach offiziellen Angaben sind in Venezuela 133.000 Menschen von der Unwetterkatastrophe betroffen.