Caracas/Bogotá. Venezuela und Kolumbien wollen die gemeinsame Grenze nach fast einem Jahr wieder öffnen. Dies gaben die Außenministerinnen beider Staaten, Delcy Rodríguez und María Ángela Holguín, bekannt. Kommende Woche werden sich die beiden Politikerinnen treffen, um das Thema und die nach wie vor bestehenden bilateralen Probleme in Sicherheits- und Wirtschaftsfragen zu besprechen.
Die Übergänge in dem schwer kontrollierbaren Gebiet waren im August 2015 auf Weisung von Venezuelas Präsident Nicolás Maduro geschlossen worden. Unmittelbarer Grund war ein Überfall kolumbianischer Paramilitärs auf eine venezolanische Militärpatrouille. Zugleich sollte die Grenzschließung den Schmuggel von Gütern nach Kolumbien verhindern.
Eines der Hauptprobleme für Venezuela ist, dass subventionierte Lebensmittel, die in staatlichen Supermarktketten zu niedrigen Preisen angeboten werden, seit Jahren in großem Stil nach Kolumbien geschafft werden. Dies betrifft auch einige weitere Grundbedarfsgüter, für die der Staat Preise festgesetzt hat. Außerdem wird das in Venezuela extrem billige Benzin nach Kolumbien geschmuggelt, wo es teurer verkauft werden kann. Während der von der kolumbianischen Regierung sozialpolitisch vernachlässigte Nordosten seit Jahren von diesen Grenzgeschäften lebt, macht der Schmuggel Venezuela zu schaffen.
In der aktuellen schweren Wirtschaftskrise, die das Land vor allem durch den massiv eingebrochenen Erdölpreis erleidet, ist der Warenabfluss für die Regierung von Maduro zu einem immer größeren Problem geworden: Während im Land ein Mangelangebot herrscht, werden venezolanische Produkte in Kolumbien angeboten. An zwei Sonntagen im Juli nutzten zehntausende Venezolaner eine kurzfristige Öffnung der Grenzen, um sich in der kolumbianischen Grenzregion mit Waren einzudecken, die in Venezuela wegen Importproblemen entweder gar nicht angeboten werden können oder illegal außer Landes geschafft wurden.