Morde an Aktivisten in Kolumbien haben 2015 um 35 Prozent zugenommen

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Wurde am 18. März 2016 von Paramilitärs ermordet: Adrián Quintero Moreno, Gemeindeaktivist und Mitglied von Marcha Patriótica
Wurde am 18. März 2016 von Paramilitärs ermordet: Adrián Quintero Moreno, Gemeindeaktivist und Mitglied von Marcha Patriótica

Bogotá. Während die Zahl der Toten im internen bewaffneten Konflikt in Kolumbien seit dem einseitigen Waffenstillstand der Guerilla und dem Stopp von Bombardierungen durch die Streitkräfte auf den niedrigsten Stand seit 51 Jahren zurückgegangen ist, haben gezielte Morde an Führungspersönlichkeiten sozialer und politischer Bewegungen stark zugenommen.

Zwar variieren die Angaben der verschiedenen Institutionen und Organisationen, die mit dem Thema befasst sind, aber alle stellen einen Anstieg dieser Verbrechen im Jahr 2015 und die Fortsetzung der Tendenz im laufen Jahr fest.

Das Zentrum zur Analyse des Konflikts (Cerac) etwa konstatiert für 2015 eine Zunahme selektiver Morde im Vergleich zum Vorjahr um 35 Prozent (70 Ermordete 2014 und 105 im vergangenen Jahr). Laut der Menschenrechtsorganisation "Somos Defensores" wurde 2015 alle sechs Tage ein Aktivist getötet. Die Vertretung der Vereinten Nationen in Kolumbien kommt zum selben Ergebnis.

Unter den Ermordeten sind Bauernführer, ein indigener Gouverneur, ein Mitglied der Kommunistischen Jugend, ein Aktivist der linken Basisorganisation Marcha Patriótica und ein Leibwächter des Generalsekretärs der Linkspartei Unión Patriótica.

Nach wiederholten Anzeigen und öffentlichen Anklagen hat die Staatsanwaltschaft nun bekannt gegeben, zehn dieser Morde zu untersuchen. Innenminister Juan Fernando Cristo kündigte die Bildung einer speziellen Ermittlungsgruppe an.

Die betroffenen Bewegungen oder Gruppen, denen die Opfer angehörten, machen Paramilitärs für die Morde verantwortlich. Auch die Organisation Somos Defensores stellte fest, dass zweidrittel der Fälle von Verschwindenlassen, willkürlichen Festnahmen, Attentaten, Diebstahl von Informationen sowie von Morden an führenden Persönlichkeiten paramilitärischen Gruppen zuzurechnen sind. Bei ihnen handle es sich nicht um einfache kriminelle Banden, wie die Regierung glauben machen wolle, betont Ariel Ávila, einer der Leiter der "Stiftung Frieden und Versöhnung". Sie begingen die Morde und Bedrohungen nicht auf eigene Initiative, sondern seien "Söldner, die jeder anheuern kann."