Mexiko / Politik

28 Leichen aus Massengräbern in Mexiko exhumiert

43 verschleppte Studenten weiterhin verschwunden. Gehören die Toten zu der Gruppe?

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Solidaritätsaktion mit den verschwundenen Studenten in Mexiko
Solidaritätsaktion mit den verschwundenen Studenten in Mexiko

Mexiko-Stadt. Der Staatsanwalt des südmexikanischen Bundesstaats Guerrero, Iñaki Blanco Cabrera, hat bei der Pressekonferenz am Sonntag bestätigt, dass in den jüngst entdeckten Massegräbern in Pueblo Viejo, Iguala, 28 Leichen gefunden wurden. Einige davon seien zerstückelt gewesen. Viele der Leichen wiesen Brandspuren auf. Dies deute darauf hin, dass sie mit einem Brandbeschleuniger übergossen und entzündet worden sind. Weitere Körperteile wurden in Bäume gehängt und in Brand gesetzt.

Ob die Opfer zu den 43 Studenten gehören, die seit einer Woche verschwundenen sind, wollte Blanco Cabrera nicht sagen: "Wir müssen auf die Ergebnisse der Sachverständigen und der Gerichtsmediziner warten."

Nach Angaben des Juristen habe der Zuständige für die öffentliche Sicherheit in der Stadt Iguala, Franciso Salgado Valladares, die Festnahme der Studenten der Pädagogischen Landschule "Raúl Isidro Burgos" in der Gemeinde Ayotzinapa, angeordnet. Seither sind die jungen Menschen verschwunden.

Die Bundespolizisten, die die Festnahme durchführten, haben 17 Studenten zuerst zum Polizeirevier gebracht und diese nach Medienberichten später an Mitglieder der Drogenbande "Los Guerreros Unidos" übergeben. Die Videoaufnahmen der Polizei zeigen, wie die 17 Studenten in Polizeiwagen das Polizei-Gelände verließen. Ob die übrigen 26 Studenten das gleiche Schicksal erlitten, ist unklar. Inzwischen wurden 29 Mitglieder der Drogenbande "Los Guerreros Unidos" sowie 22 Bundespolizisten inhaftiert.

Laut dem Amt für Gerichtsmedizin (Semefo) wurden in der Nähe der Massengräber keine Patronenhülsen gefunden. Nur eine der Leichen habe Spuren eines Kopfschusses aufgewiesen. Menschenrechtsorganisationen kritisieren die Vorgehensweise der Gerichtsmediziner. Diese hätten sich nicht an die internationalen Standards gehalten, da sie die Leichen unsachgemäß bewegt und unpräzise Fotos gemacht haben, was eine spätere Identifizierung erschwere, so die NGOs.

Auf Druck von Kommilitonen sowie von Angehörigen der verschwundenen Studenten werden bei der Identifizierung der Leichen neun Experten der Gerichtsmedizin aus Argentinien mitarbeiten. Laut Blanco Cabrera können die Untersuchungen bis zu zwei Monate dauern. Die Staatsanwaltschaft hingegen will die ersten DNA-Ergebnisse binnen weniger Tage bekannt geben.

Die Behörden stehen unter massivem Druck von Familienangehörigen, Kommilitonen und Menschenrechtsorganisation. Sie verlangen, dass die Verantwortlichen vor Gericht gebracht werden und dass das Schicksal der Studenten geklärt wird. Der seit Tagen untergetauchte Bürgermeister von Iguala, José Luis Abarca, dessen Verflechtung mit den Drogenkartellen immer deutlicher zu werden scheint, soll zur Verantwortung gezogen werden, so die Familienangehörigen

Die unabhängige Lehrergewerkschaft (CNTE), Amnesty International, die nationale Menschenrechtsorganisation RedT, Universitäten, namhafte Intellektuelle und Vertreter der Zivilgesellschaft haben sich mit den Kommilitonen und den Familienangehörigen der verschwundenen Studenten solidarisiert. Sie haben die Autobahn, die Mexiko-Stadt mit dem touristischen Acapulco verbindet, mehrfach blockiert. An diesem Wochenende haben in verschiedenen Städten des Bundesstaates Guerrero Demonstrationen stattgefunden. Zwei private Radiosender wurden von  Studenten besetzt, um Informationen öffentlich zu machen. Sie fordern Gerechtigkeit, den Rücktritt des Bürgermeisters des Bundestaates Guerrero und die Fortsetzung der Suche nach den verschwundenen Studenten.

Am Montag dieser Woche hat Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto eine vierminütige Stellungnahme zu dem Fall abgegeben. Er bedauerte " die Gewalt" in Iguala und versprach "ein Ende der Straflosigkeit".