Bauernführer in Kolumbien von Militär und Paramilitärs verfolgt

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Olga Lucía Quintero, Sprecherin der Bauernorganisation von Catatumbo ASCAMCAT
Olga Lucía Quintero, Sprecherin der Bauernorganisation von Catatumbo ASCAMCAT

Cúcuta. Anführer der Bauernorganisation der Region Catatumbo ASCAMCAT sind in den vergangenen Wochen von Militär und Paramilitärs verfolgt worden. Der jüngste Fall ereignete sich, als zwei bewaffnete Personen illegal in das Haus der Hauptsprecherin Ascamcats Olga Lucía Quintero eingedrungen seien und nach ihr gesucht hätten. Das Kindermädchen von Quinteros Tochter sei geknebelt und Festplatten, USB-Sticks sowie ein Computer mit Informationen zu ASCAMCAT gestohlen worden. "Diese Hure weiß schon, wer wir sind“, sagten die Eindringlinge dem Kindermädchen zum Schluss, berichtet ein Kommuniqué von Ascamcat.

"Das ist eine Repressalie für die Bauernmobilisierung von Juni und August", heißt es in dem Dokument. Im Juni hatten circa 17.000 Einwohner von Catatumbo über 50 Tage lang Demonstrationen und Straßensperrungen durchgeführt. Dabei forderten sie Investitionen im sozialen Bereich und die Aussetzung der gewaltsamen Vernichtung des Kokaanbaus. Damals warf Präsident Juan Manuel Santos den Demonstranten vor, zur FARC zu gehören, erinnert Front Line Defenders.

Die Angriffe gegen Anführer von ASCAMCAT, so das Kommuniqué, hätten auch mit den laufenden Verhandlungen dieser Organisation mit der Regierung zu tun. Quintero wies dabei auf die getroffene Vereinbarung zur Einrichtung einer geschützten Bauernzone hin, die im nächsten Jahr umgesetzt werden soll. Es handele sich um 109.000 Hektar, um die der Ölpalmen-Anbau zur Herstellung von Biokraftsstoffen zurückgedrängt wird, erklärt Eugenio Guerrero, Mitglied von ASCAMCAT.

Der Überfall auf Quinteros Haus ist nicht der einzige Angriff auf die Bauernführerin und andere Angehörige der Organisation. Ende November ist das Auto, mit dem  Quintero zu einer Versammlung gefahren wurde,beschossen worden, während sie bei dem Treffen war. Ebenso hat der Beauftragte für Vertriebene Olger Pérez eine Morddrohung der Paramilitärs "Águilas Negras" an seine Privatadresse erhalten. Juan Quintero, einer der Sprecher der Organisation, ist unterwegs eine Stunde lang von der 37. Anti-Guerrilla-Einheit der Armee grundlos festgenommen worden.

Außerdem ist das 20-jährige Mitglied Jorge Eliécer Calderón am 2. Dezember vom Militär erschossen worden. Laut der offiziellen Stellungnahme der Sicherheitskräfte habe die Armee Calderón nach einem Gefecht gegen die Guerilla tot aufgefunden. Einwohner des Ortes sagten jedoch, es habe keine Kämpfe gegeben, sie hätten nur einen Feuerstoß gehört, kurz bevor Calderóns Leiche gefunden wurde.

Anlässlich des Einbruchs in Quinteros Haus forderte die Organisation der Opfer des Staatterrors MOVICE die Regierung auf, dringend Maßnahmen zu ergreifen, um die Mitglieder von Ascamcat und Teilnehmer des Agrarstreiks in Catatumbo zu schützen.