Venezuela / Politik

Ignacio Ramonet: "Venezuela erlebt schleichenden Putsch"

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Ignacio Ramonet
Ignacio Ramonet

Madrid. Der spanisch-französische Journalist und Amerika21.de-Kolumnist Ignacio Ramonet hat nach einem Besuch in Venezuela die Situation in dem südamerikanischen Land mit der Lage in Chile 1973 vor dem gewaltsamen Sturz des sozialistischen Präsidenten Salvador Allende verglichen und vor einem "schleichenden Putsch" gewarnt. Im Vorfeld der Kommunalwahlen am 8. Dezember gebe es Bestrebungen, "die venezolanische Verwaltung in Auflösung zu treiben" und "soziales Unbehagen" in der Bevölkerung zu provozieren. Die Wahlen werden erwartungsgemäß als politisches und soziales Stimmungsbarometer dienen.

Wie die in Caracas erscheinende Zeitung El Universal berichtet, spricht Ramonet von einer "sehr angespannten Situation", die er bei seiner Rückkehr nach Venezuela sechs Monate nach dem Tod des Präsidenten Hugo Chávez antraf. In einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa über sein jüngstes Buch "Hugo Chávez. Mein erstes Leben", das auf mehr als 100 Stunden Interviews mit Chávez während eines Zeitraums von fünf Jahren aufbaut, unterstreicht Ramonet seinen Eindruck einer kritischen Lage: "Die Situation erinnert an Chile am Vorabend des Putsches von 1973, der Salvador Allende stürzte." Die Lektüre der Presse aus den Vormonaten des Chile-Putsches von 1973 vermittle ein ähnliches Bild, wie es heute in Venezuela anzutreffen sei: das einer Regierung, die regierungsunfähig ist. Mittlerweile sei bekannt, dass es sich damals um einen schleichenden Putsch gehandelt habe, der schließlich durch die Intervention des Militärs vollendet wurde.