Bolivien nicht mehr ärmstes Land in Südamerika

Ein starker Binnenmarkt, mehr Arbeitsplätze und Sozialprogramme reduzieren die Armut. Anerkennung von UN-Vertreter

La Paz. Laut dem jüngsten Bericht von Boliviens Wirtschafts- und Finanzminister Luis Arce Gatorca ist die südamerikanische Zehn-Millionen

-Einwohnernation nicht mehr das Land mit der größten Armutsrate des Kontinents. Unter Berufung auf Daten der UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (CEPAL) und neue Ergebnisse des landesweiten Zensus hat Bolivien diesen Status bereits 2011 dem Nachbarland Paraguay überlassen, berichtete die Tageszeitung La Razón in ihrer Montagsausgabe.

"Wir verzeichnen ein Wachstum, das auf der Nutzung unserer Bodenschätze und der Verteilung von Einkommen beruht, was eine größere Nachfrage generiert und bei den Bolivianern für eine größere Kaufkraft sorgt", sagte der Minister, der damit die Erfolge des neuen "pluralen Wirtschaftsmodells" hervorhob. Dieses habe die Wachstums- und Entwicklungslogik des Landes grundlegend verändert.

Seit der Wahl der regierenden Bewegung zum Sozialismus (MAS) im Jahr 2005 sei die extreme Armut von 38,2 Prozent auf 20,9 Prozent im Jahr 2011 zurückgegangen, so Arce. "Nicht dass Paraguay in Sachen Armutsbekämpfung einen schlechten Job gemacht hat, sie haben die Armut um vier Prozentpunkte reduziert, aber wir haben rund 19 Prozentpunkte geschafft", führte der MAS-Politiker aus. Die mäßige Armut ging von rund 60 Prozent (2005) auf 45 Prozent (2011) zurück, wobei noch immer eine große Lücke zwischen Stadt und Land besteht. Der entsprechende Bericht des Wirtschafts- und Finanzministeriums beruft sich auf vorläufige Daten des Nationalen Statistikinstituts (INE). Die ländliche extreme Armut sank um rund 21,6 Prozentpunkte von 62,9 auf 41,3 Prozent.

Als entscheidenden Faktor für mehr Wohlstand in Bolivien nennen sowohl Wirtschafts- und Finanzministerium als auch CEPAL einen Anstieg der Einkommen aus Arbeit. Gegenüber einer offiziellen Arbeitslosenquote in den Städten im Jahr 2005 von 8,2 Prozent seien 2012 nur 3,2 Prozent ohne Arbeit gewesen, was "Bolivien zum Land mit der geringsten Erwerbslosenquote in ganz Südamerika macht", so Arce. Zugleich hob der Minister die Vergabe von 200 Millionen US-Dollar Kredite durch die staatliche Entwicklungsbank BDP an Kleinunternehmer hervor. Ein weiteres Standbein der Armutsreduzierung seien Sozialprogramme, wovon im ganzen Land rund 33 Prozent, also mit insgesamt 3.552.567 Begünstigten jeder dritte Bolivianer profitiert.

Die Linksregierung in La Paz erhielt auch Lob vom UN-Menschenrechtskommissar Dennis Racicot. "Wir begrüßen die erreichten Fortschritte in der Reduzierung extremer Armut, Fortschritte im Bildungsbereich, der Gesundheit und der Demokratisierung der Grundversorgung", sagte der UN-Vertreter am vergangenen Freitag auf einer Pressekonferenz in La Paz.