Chile / Soziales

Mediziner in Chile drohen mit Streik wegen Ärztemangels

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In Chile fehlen alleine in der Erstversorgung 1.500 Ärzte
In Chile fehlen alleine in der Erstversorgung 1.500 Ärzte

Santiago de Chile. Nach Angaben des Verbandes der chilenischen Hausärzte und der Gesundheitskommission der chilenischen Gemeinden (ACHM) fehlen allein in der hausärztlichen Erstversorgung landesweit über 1.500 Ärzte. Um eine Änderung der Lage zu erreichen, erwägen Ärzteorganisationen nun Proteste.

In einem Interview mit dem Radio der Universidad de Chile betonte der Vorsitzende des Hausärzteverbandes, Camilo Bass, dass seine Vereinigung es müde sei, den Dialog mit Gesundheitsminister Jaime Mañalich zu suchen. Dieser zeige sich zwar besorgt über den Zustand der ärztlichen Erstversorgung im Land, sehe aber die Verantwortung ausschließlich bei den Gemeinden. Wenn bei einem geplanten Treffen zwischen Ärztevertretern und der chilenischen Regierung Ende des Monats keine Lösung des strukturellen Problems gefunden werde, würden sie die Ausrufung eines landesweiten Ärztestreiks in Betracht ziehen, so Bass weiter.

Ebenso betonte er, dass sein Verband das Gespräch mit einer Vielzahl von Bürgermeistern im ganzen Land gesucht habe. Diese würde die Einschätzung einer strukturellen Krise in der Ärzteversorgung teilen. Aber es sei der Minister, der sich dem Dialog verweigere.

"Wir haben Kollegen, die in einer Stunde über zehn Patienten betreuen müssen. Dies ist sowohl aus ethischer als auch medizinischer Perspektive ein unhaltbarer Zustand. Der Minister wäscht seine Hände in Unschuld, aber wir stehen in dieser unerträglichen Situation jeden Tag unseren Patienten gegenüber", betonte Bass.

Im selben Zusammenhang sagte der Präsident der nationalen Vereinigung der Funktionäre der Gemeindegesundheitsversorgung (Confusam), Esteban Maturana, dass es neben dem Ärztemangel noch gravierender an Medizintechnikern und Krankenpflegepersonal fehle.

"Der Minister verweist darauf, dass dies nicht sein Zuständigkeitsbereich sei, doch dies ist nur eine Schutzbehauptung. Die Regierung finanziert 80 Prozent des Gesundheitssystems und die Gemeinden nur knapp 20 Prozent. Allein daran ist zu ersehen, wer hier die Verantwortung trägt", bekräftigte Maturana.

Gesundheitsminister Mañalich wiederum versprach, den Ärztemangel noch in der Amtszeit des Präsidenten Sebastián Piñera zu beheben. Laut seiner Darstellung wurden vor dem Amtsantritt von Piñera 160 Allgemeinärzte pro Jahr in Chile ausgebildet, mittlerweile sei diese Zahl auf 836 pro Jahr erhört wurden. Doch eine Überwindung des Ärztemangels innerhalb der Amtszeit von Piñera ist schon zeitlich unrealistisch. Bereits Ende September werden in Chile ein neuer Präsident und eine neue Legislative gewählt.