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Biogas gewinnt in Kuba an Bedeutung

Regenerative Energiequelle wird parallel zur Viehzucht ausgeweitet. 700 Biokonverter im ganzen Land. Erhebliche Einsparungen erwartet

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Biogas-Konverter in einem landwirtschaftlichen Betrieb in Kuba
Biogas-Konverter in einem landwirtschaftlichen Betrieb in Kuba

Havanna. Die kubanischen Behörden planen für die kommenden zwei Jahre die Errichtung von sechs industriell betriebenen Biogaskraftwerken. Sie sollen parallel zur gesteigerten Viehzucht aufgebaut  werden, um die Synergien mit diesem agroindustriellen Zweig zu nutzen. Dies sei Teil einer Politik, die auf die Förderung erneuerbarer Energiequellen und Umweltschutz ausgerichtet ist, hieß es von Seiten der Planungsbehörden. Schätzungen zufolge könnten die sechs Anlagen, die eine Investition von etwa sechs Millionen Dollar erfordern, jeweils 100 bis 500 Kilowatt erzeugen.

Der Direktor des Zentrums für die Förderung und Entwicklung von Biogas, Roberto Sosa, verwies darauf, dass das Land sich auf eine "effiziente und nachhaltige" Produktion von Schweinefleisch und parallel dazu auf die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien ausrichte. Sosa versicherte, dass ein Großteil der entsprechenden Einrichtungen über Klärmechanismen verfügt, um dem Problem der Umweltverschmutzung zu begegnen.

Biogas besteht zum größten Teil aus Methan, einem Treibhausgas, das zwischen neun und 15 Jahren in der Atmosphäre verbleibt. Man schätzt, dass weltweit jährlich 6.400 Millionen Tonnen Methan, das sind 15 Prozent der weltweiten Emissionen an Treibhausgasen, in die Atmosphäre gelangen.

Dabei handelt es sich bei Methan zugleich um eine Energiequelle, die mittels anaerober Fermentierung gewonnen wird und in Industriestaaten als effizientes Mittel zur Dekontaminierung und zum Schutz des Bodens, sowie als alternative Quelle für erneuerbare Energie genutzt wird.

Nach Auskunft der kubanischen Biogasorganisation reicht die erste industrielle Anwendung dieser Energiequelle in Kuba in das Jahr 1940 zurück, als zur Verarbeitung von Abfällen einer Brauerei in Havanna zwei Biokonverter errichtet wurden waren. Die Verwendung von Biogas beschleunigte sich nach 1980 mit dem Bau weiterer Biokonverter zum Kochen von Nahrungsmitteln und die daraus erfolgte Einsparung von Brennstoffen.

In den neunziger Jahren entstand die Nationale Biogasbewegung, dank derer das Land heute auf Staatsfarmen und im bäuerlichen Sektor über zirka 700 Anlagen verfügt.

Die Regierung Kubas will den Bau von Biogasanlagen kleineren Ausmaßes in staatlichen Viehbetrieben und in den Wohnhäusern von Bauernfamilien fortzusetzen und Biokonverter zur Verwertung von Schweineabfällen installieren. Zudem bestehen Möglichkeiten zur Nutzung von Biogas bei der Kraft-Wärme-Kopplung elektrischer und thermischer Energie durch die Verbrennung von Abfällen der Zucker- und Kaffeeindustrie. Eine weitere Methode ist die Gewinnung von Biogas, das aufgrund der Zersetzung organischer Materie in Setzgruben entsteht. Ein entsprechendes Modellprojekt befindet sich im Stadtteil Marianao in Havanna.

Die Kubanische Biogasorganisation geht davon aus, dass das Potenzial Kubas 400 Millionen Kubikmeter jährlich übersteigt und dass bei geeigneter Nutzung die Installation einer elektrischen Erzeugungsleistung von 85 Megawatt und die Produktion von 700 Gigawattstunden pro Jahr möglich wären. Auf diese Weise würden Emissionen von mehr als drei Millionen Tonnen Kohlendioxid vermieden und etwa 190.000 Tonnen Erdöl eingespart.