Bauern begrüßen Abkommen zur Landfrage

Bauerngewerkschaft erfreut über "Durchbruch bei Friedensgesprächen". Geschützte Zonen für Kleinbauern sollen ausgeweitet werden

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Demonstration beim 3. Nationalen Treffen von ANZORC im März 2013
Demonstration beim 3. Nationalen Treffen von ANZORC im März 2013

Bogotá. Die jüngste Vereinbarung der FARC-Guerilla und der kolumbianischen Regierung zur Landfrage wurde von verschiedenen Bauernorganisationen in Kolumbien positiv aufgenommen. Unter anderen äußerte sich Alfredo Díaz, Bauernführer und Leiter der landwirtschaftlichen Gewerkschaft der Provinz Sumapaz im Süden Kolumbiens. Er begrüßte die Bemühungen beider Parteien am Verhandlungstisch, die es ermöglicht hätten, den ersten Punkt auf der Tagesordnung der Gespräche abzuschließen. "Dass dieser Durchbruch bei den Friedensgesprächen erreicht wurde, ist unseres Erachtens wichtig für die Bauern des Landes", sagte er. "Die Anerkennung der Tatsache, dass das Problem der Land-Konzentration zwingend zu Krieg, Elend und Armut führt, ist von großer Bedeutung", so Díaz.

Nach Auffassung des Gewerkschafters ist die Vereinbarung über Fragen der Landwirtschaft eine gute Nachricht für die Provinz Sumapaz. "Wir kämpfen dort für die Schaffung eines geschützten Gebietes für Kleinbauern, um die politischen Freiheiten sowie die administrative und territoriale Autonomie auszuweiten." Er verwies darauf, dass einige transnationale Konzerne in dieser Region auftreten und die Freiheit der Bauern bedrohen, auf ihren Ländereien zu produzieren und zu leben. "Diese Unternehmen würden kommen, um sich zu Eigentümern eines Ökosystems zu machen, zu dessen Reichtum Wasser und Biodiversität gehören." In der Provinz Sumapaz befindet sich eine der größten Süßwasserreserven der Welt sowie ein ausgedehnter Nationalpark.

Die geschützen Zonen für die Bauern (Zonas de Reserva Campesina, ZRC) sind bisher eines der wichtigsten Instrumente in der kolumbianischen Gesetzgebung, um den Zugang zu Land zu garantieren und die Produktionsformen der Kleinbauern zu schützen. Ihr Aufbau geht zurück auf die Mobilisierungen der Bauern Anfang der 1990er Jahre, in deren Folge ein Gesetz geschaffen wurde, das den Staat verpflichtet, diese Zonen zu genehmigen und ihren rechtlichen Schutz zu garantieren. Für die Bauern stellen sie eine Rechtsgarantie ihrer Territorien dar und sollen die Selbstverwaltung, den Schutz der bäuerlichen Wirtschaft, die effektive Durchführung einer Agrarreform sowie den Wiederaufbau der nationalen Agrarwirtschaft ermöglichen.

Die Schutzzonen standen allerdings im Widerspruch zur neoliberalen Wirtschaftspolitik der Regierungen von Álvaro Uribe und Juan Manuel Santos sowie den Projekten der Agrarindustrie und der Bergbauunternehmen. So wurde den ZRC oftmals unter dem Vorwand der "Subversion" die Legimität abgesprochen und die Bauern als angebliche Unterstützer der Guerilla verfolgt. Nach Angaben des nationalen Verbandes der Schutzzonen (ANZORC) sind die Bauern, die die Umsetzung des Gesetzes fordern, im letzten Jahrzehnt systematisch inhaftiert und bedroht worden. In der Region Sumapaz wurden Anfang des Jahres mehrere Bauernaktivisten verhaftet. Nach einem Gefecht zwischen Militär und FARC, bei dem zahlreiche Soldaten getötet wurden, kam es zu massiven Drohungen gegen die Anwohner der Region durch die Streitkräfte und ein Bauernaktivist kam unter bisher nicht geklärten Umständen ums Leben.

Die Ausweitung der Schutzzonen war eine der zentralen Forderungen der Kleinbauern, die sie in die Friedensverhandlungen in Havanna einbrachten und wurde von den FARC unterstützt. In den am vergangenen Sonntag veröffentlichten Vereinbarungen zum Agrarthema geht es auch um die Zonas de Reserva Campesina.