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Sorge über neue US-Militärbasen in Kolumbien

Angeblich wollen die US-Streitkräfte fünf neue Militärbasen in Kolumbien errichten. Die Nachbarländer sind beunruhigt

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Sorge über neue US-Militärbasen in Kolumbien
Militäreinsatz in Kolumbien

Caracas/Managua. Seit der nicaraguanische Präsident Daniel Ortega am Sonntag öffentlich erklärte, dass die US-Streitkräfte fünf neue Militärstützpunkte in Kolumbien einrichten wollen, zeichnen sich erneut Konflikte um den engsten Partner der US-Außenpolitik in der Region ab. Während die Nachbarländer Bolivien, Ecuador und Venezuela die Pläne umgehend scharf verurteilten, versuchte Kolumbiens Präsident Alvaro Uribe gestern, die Stationierungspläne zu relativieren: "Der Vertrag hat das Ziel, kolumbianische Militärbasen auszubauen und nicht nordamerikanische Basen zu errichten. Sein Ziel ist, das Recht der Kolumbianer auf ein ruhiges Leben wiederzuerlangen."

Dem widersprechen die Angaben von Daniel Ortega. Nach dessen Informationen haben Kolumbien und die USA geheime Verhandlungen über fünf neue US-Basen abgeschlossen. "Der Plan sieht vor fünf Militärbasen der USA in Kolumbien zu gründen: Eine in Cartagena, eine andere in Barranquilla, eine in Bahía Málaga, an der kolumbianischen Pazifik-Küste, und eine weitere im Inneren des Landes, in der Nähe von La Dorada, sowie die letzte in Apiay, in den östlichen Llanos. Diese Entscheidung wird Kolumbien in ein besetztes Land verwandeln und in eine Bedrohung für seine Nachbarn." sagte Ortega während der Feiern zum 30. Jahrestag der sandinistischen Revolution in Managua.

Insbesondere die letzte Einschätzung teilen die linken Regierungen der Region. Der bolivianische Präsident, Evo Morales, erklärte zu den Plänen, jeder lateinamerikanische Politiker, der die Einrichtung nordamerikanischer Militärbasen akzeptiere, sei ein Verräter am Vaterland. Ecuadors Präsident Rafael Correa, verwies darauf, dass man die US-Militärbasis im eigenen Land geschlossen habe. Nachdem im März 2008 kolumbianische Truppen auf ecuadorianischen Boden ein Camp der Guerilla-Organisation Farc bombardiert hatten, fand die Regierung des Landes Hinweise, dass die dort stationierten US-Truppen den Überfall unterstützt hatten. Mit einem Hinweis auf Kolumbien erklärte Correa gestern, man begrüße den Abzug der US-Militärs aus dem eigenen Land: "Sie sollen in eine andere Richtung verschwinden, wenn man sie dort aufnimmt."

Der venezolanische Präsident Hugo Chávez gab heute bekannt, man werde die diplomatischen Beziehungen zu Kolumbien erneut überprüfen. "Jetzt wollen die Yankees vier weitere Militärbasen in Kolumbien aufbauen. Natürlich verwenden sie Euphemismen und sagen, dass es keine Yankee-Basen sondern kolumbianische Basen seien, auf die sie [die Amerikaner] aber kommen könnten. Sie werden dauerhaft dort sein." Chávez betonte, er würde es bedauern, wenn sich die Beziehungen zu Kolumbien wieder verschlechtern, aber amerikanische Militärpräsens im Nachbarland stelle eine Bedrohung gegen alle Länder der Region dar. Als erste Reaktion ließ Venezuela ein für heute vorgesehenes Treffen der bilateralen Kommission zwischen beiden Ländern ausfallen.

Der bisher bestehende Vertrag zwischen Kolumbien und den USA erlaubt den nordamerikanischen Streitkräften drei Militärbasen zu benutzen, ohne die Zahl des militärischen Personals zu erhöhen. Nach offiziellen Angaben des kolumbianischen Verteidigungsministeriums befinden sich zur Zeit 800 US-Militärs und 600 "zivile Vertragspartner" im Land. Hinter dem Begriff "zivile Vertragspartner" verbergen sich häufig ehemalige Militärs und Söldner. Seit dem Jahr 2000 erhielt Kolumbien etwa 5 Milliarden US Dollar Militärhilfe. Gleichzeitig ist Kolumbien das südamerikanische Land mit den meisten Menschenrechtsverbrechen. Zuletzt wurde bekannt, dass Angehörige der kolumbianischen Streitkräfte seit Jahren systematisch Zivilisten ermordeten, die Leichen in Uniformen steckten und eine intern ausgeschriebene Kopfprämie für getötete Guerilleros kassierten.


mit Material von ABN, ABI