Venezuela

Chávez und Uribe reden wieder miteinander

Die Präsidenten von Venezuela und Kolumbien trafen sich zum bilateralen Gipfel

Cartagena. Momentan herrscht Dialogbereitschaft zwischen den Präsidenten von Venezuela und Kolumbien, Hugo Chávez und Álvaro Uribe. Am Samstag trafen sich beide Politiker in der kolumbianischen Hafenstadt Cartagena zum bilateralen Gipfel. Sie versicherten, dass sie eine gemeinsame Front gegen die weltweite Wirtschaftskrise aufbauen wollen und stellten einen entsprechenden Aktionsplan vor. Chávez sprach von einem sehr "produktiven Treffen".

Damit zeichnet sich eine Entspannung in den Beziehungen zwischen Bogotá und Caracas ab. Noch vor einem Jahr standen beide Länder am Rande einer militärischen Konfrontation. Auslöser war der Angriff kolumbianischer Truppen mit US-Unterstützung auf ein Lager der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) in Ecuador. Bei der Attacke starb der Guerrilla-Kommandant Raúl Reyes, der gerade mit der Regierung Chávez über die Freilassung von entführten kolumbianischen Politikern und Soldaten verhandelte. Präsident Uribe hatte weder seinen ecuadorianischen Amtskollegen Rafael Correa noch Venezuelas Präsidenten von der Militäroperation unterrichtet. Quito brach die diplomatischen Beziehungen zu Bogotá ab und Caracas verstärkte seine Militärpräsenz an der über 2000 Kilometer langen Grenze zu Kolumbien.

Für die beiden linken Staatsoberhäupter ist Uribe eine permanente Gefahr, da die USA von seinem Territorium aus versuchen, mehr oder minder verdeckt politisch und militärisch in Ecuador und Venezuela zu intervenieren. Im geostrategischen Kontext spielt Kolumbien für die US-Machtpolitik in der Region dieselbe Rolle wie Israel im Nahen und Mittleren Osten. Dafür erhält Bogotá eine üppige Finanz- und Militärhilfe aus Washington. Letztere könnte aber deutlich schrumpfen, nachdem Barack Obama als 44. US-Präsident die Regierungsgeschäfte übernommen hat. Während des Wahlkampfes hatte der US-Politiker angekündigt, weniger Geld für die Militärdienstleister bereitzustellen. Außerdem lehnte er das Freihandelsabkommen mit Kolumbien ab.

Dass Aufeinanderzugehen der Streithähne Chávez und Uribe macht aber nicht nur vor diesem Hintergrund Sinn: Nach den USA und Brasilien gehört Kolumbien zu den wichtigsten Handelspartnern Venezuelas. 2008 wuchs das Handelsvolumen von 7,2 auf 10 Milliarden US-Dollar. Bis dato exportierte Kolumbien Waren im Wert von sechs Milliarden US-Dollar nach Venezuela, während die Bolivarianische Republik Güter für 1,2 Milliarden US-Dollar in das Nachbarland ausführte. Venezuela muss angesichts der sinkenden Erdölpreise nach alternativen Wirtschaftsmöglichkeiten suchen.

So erklärt sich, warum die beiden Staatsoberhäupter beschlossen haben, eine gemeinsame Wirtschaftskommission zu gründen sowie einen Hilfsfonds zur Unterstützung von Kleinbetrieben und zur Finanzierung von Infrastrukturmaßnahmen an der gemeinsamen Grenze einzurichten. Konkrete Projekte wollen die beiden Politiker bei ihrem nächsten Treffen im April präsentieren.