Amerikas

Uribe pfeift Hardliner zurück

Nach Präsidenten-Treffen: Annäherung zwischen Venezuela und Kolumbien auf wackeligen Füßen

Caracas/Bogotá. In hoffnungsvoller Aufbruchstimmung waren Venezuelas Präsident Hugo Chávez und sein Kollege Álvaro Uribe aus Kolumbien am vergangenen Freitag auseinandergegangen. Es war das erste Treffen der Präsidenten seit Monaten gespannter Beziehungen zwischen den Nachbarstaaten. Doch die Harmonie währte nicht lange. Bereits kurz nach dem Treffen startete Uribes Verteidigungsminister Juan Manuel Santos, der für seine undiplomatischen Ausfälle gegenüber Chávez bekannt ist, seine neueste Attacke: "Hoffentlich hält Chávez sein Wort und beendet seine Unterstützung der FARC-Rebellen". Doch laut den Angaben von Chávez hatte Uribe bei dem Treffen ihm gegenüber erklärt, dass er gerade diesen Vorwurf fallen lassen würde. Er erkenne an, dass Chávez kein Unterstützer des Terrorismus ist, dafür sei die "Freundschaft" der Mandatsträger reaktiviert worden, so Chávez.

Entsprechend scharf war die Reaktion des Venezolaners: Santos verhalte sich wie ein "Heckenschütze", sagte Chávez wörtlich am Sonntag während einer Fernsehübertragung. "Wäre er mein Minister, würde ich ihn feuern", betonte er wie auch schon des Öfteren in der Vergangenheit nach Angriffen des rechten Hardliners. Offenbar sehe sich Santos mehr den Interessen der USA verpflichtet, als der Linie seines eigenen Präsidenten, spekulierte Chávez. Er wolle sich nicht in die internen Angelegenheiten des Nachbarlandes einmischen, doch rufe er Uribe auf, den "Kriegstreiber" Santos zurechtzuweisen um die Beziehungen nicht wieder zu verschlechtern. Das Präsidialamt in Bogotá reagierte prompt und rief in einer Mitteilung auf seiner Homepage die Regierungsmitglieder zu "Besonnenheit" gegenüber dem Nachbarland auf, um den erzielten Aufbruch in eine "neue Ära" der Beziehungen nicht zu gefährden.

Doch nicht nur der rechtskonservative Uribe hat Probleme, die neue alte "Freundschaft" mit dem erklärten Sozialisten Chávez seinen Mitstreitern zu verkaufen. Chávez hat zwar derzeit kein Problem mit Ministern oder Funktionären, da Alle seiner Linie folgen und sich mit Kritik an der Regierung im Nachbarland zurückhalten. Doch an der Basis rumort es und es herrscht Unverständnis über die Annäherung an das Uribe-Regime. Auf dem Internetportal Aporrea.org machen Aktivisten ihrem Ärger über die Annäherung Luft und äußern scharfe Kritik an der Politik von Chávez - aber besonders auch an dem Schweigen von Persönlichkeiten des Linken Flügels der sogenannten "Bolivarischen Revolution" zur Einladung Uribes.

Basisaktivisten aus der Hauptstadt Caracas verlangten in einer Stellungnahme, die amerika21.de vorliegt, "eine deutliche Erklärung unserer Regierung für das widersprüchliche Handeln" gegenüber Kolumbien. Schließlich sei man mit dem kolumbianischen Volk im Kampf gegen das "Terror-Regime" der Uribe-Regierung solidarisch und nicht mit dem "Verbrecher" Uribe. Dabei betonen sie die Verstrickungen von Uribe und seinen Mitstreitern in Paramilitarismus und Drogenhandel. Die Hoffnung eines Volkes auf ein Ende von Gewalt und Willkür dürfe nicht durch "Inkonsequenz" zugunsten von trügerischen Versprechen aufgegeben werden, heißt es in dem Text. Zudem befürchten die Aktivisten, dass durch die Annäherung auch der Einfluss der transnationalen Konzerne und der USA in Venezuela größer werden könnte.

Neben sozialen Bewegungen hatte auch die Kommunistische Partei (PCV) zu Protesten gegen den Besuch Uribes aufgerufen, wofür sie von Chávez scharf kritisiert wurde. Allerdings kam nach dem präsidialen Versöhnungstreffen der Spruch "Wir sind Brüder" nur von Seiten Uribes und für eine Umarmung wie früher ist die Beziehung der beiden zueinander wohl doch noch nicht gut genug und der Druck zu groß. Jedenfalls ließen sie sich trotz Aufforderungen durch Fotografen und Journalisten nicht dazu bringen, sich in die Arme zu nehmen.


Quelle: u.a. Aporrea.org