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Petrocaribe wächst und wächst

Guatemala und Costa Rica erklären Beitritt. Venezuela bietet künftig noch bessere Konditionen. Initiative soll auf Lebensmittelsektor ausgeweitet werden

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Petrocaribe wächst und wächst
Initiator Chávez: "Hiermit befreien wir uns von den Mechanismen des Kapitalismus"

Maracaibo. Bei dem fünften Gipfeltreffen der Mitgliedsstaaten der Petrocaribe-Initative im Westen Venezuelas am vergangenen Wochenende ist Guatemala offiziell als 18. Nation beigetreten. Costa Rica kündigte zudem gestern offiziell an, ebenfalls Mitglied werden zu wollen. Der mittelamerikanische Staat war mit Beobachtungsstatus auf dem Gipfel vertreten. Damit setzt sich die Erfolgsgeschichte des Projektes fort, dass der venezolanische Präsident Hugo Chávez erst 2005 ins Leben gerufen hatte, um die Entwicklung und Zusammenarbeit der Karibikstaaten zu fördern. Venezuela bietet den Mitgliedsstaaten sein Öl zu Vorzugskonditionen an. Seit Ende des letzten Jahres können die Partnerländer die Lieferungen auch mit Waren oder Dienstleistungen begleichen.

Aufgrund der hohen Ölpreise bekommen die Petrocaribe-Mitglieder zudem in Zukunft noch bessere Bedingungen beim Kauf venezolanischen Erdöls. Chávez kündigte auf dem Gipfel an, dass die Öllieferungen künftig innerhalb von 90 Tagen nur zu 40 Prozent bezahlt werden müssen. Zuvor waren es 50 Prozent. Diese Regelung gelte, solange sich der Ölpreis oberhalb der 100-Dollar-Grenze für ein Barrel Öl (159 Liter) befinde. Die restlichen 60 Prozent können über 25 Jahre bei einem Zinssatz von einem Prozent abbezahlt werden. "Dies könnte den schrecklichen Anstieg der Ölpreise auf dem Weltmarkt kompensieren", sagte Chávez.

Falls der Preis für venezolanisches Erdöl die 200-Dollar-Marke pro Barrel überschreite, könnten sogar bis zu 70% über 25 Jahre abbezahlt werden. Doch dies sei ein "nicht wünschenswertes Szenario", so der venezolanische Präsident. Bisher erhalten die Petrocaribe-Staaten knapp 60.000 Barrel venezolanisches Erdöl pro Tag.

Chávez machte noch den Vorschlag, dass die Karibikstaaten mit dem venezolanischen Staatskonzern PDVSA Gemeinschaftsunternehmen gründen und zusammen Förderprojekte in Venezuela initiieren sollten. Jedes Land könnte dann den Vertrieb selber übernehmen und die eigene Wirtschaft stärken. Außerdem würde dadurch die Weltmarkt-Abhängigkeit verringert. Laut dem venezolanischen Energieminister Rafael Ramírez gibt es bisher acht solcher Gemeinschaftsunternehmen.

Die Zusammenarbeit solle auch auf den Nahrungsmittelsektor ausgeweitet werden, fügte Chávez hinzu. Mit den Petrocaribe-Staaten Kuba, Nicaragua und der Karibikinsel Dominica gibt es bereits bilaterale Abkommen in diese Richtung im Rahmen der "Bolvarischen Alternative für Amerika" (ALBA), ein Bündnis von lateinamerikanischen Staaten um Venezuela für regionale Integration auf Basis von solidarischem Handel als Alternative zu den Freihandel-Prinzipien des globalen Kapitalismus.

"Wir sollten Petrocaribe in ein Schutzschild gegen den Hunger ausbauen!" forderte Chávez seine Partner auf. Dazu werde ein Spezialfond bei der jungen ALBA-Bank gegründet. Die Gelder sollen eingesetzt werden um die Nahrungsmittelproduktion anzukurbeln und gegen Versorgungsknappheit vorzugehen.


Quellen:

Bildquelle: Prensa Presidencial Venezuela