Venezuela

Offensive gegen Großgrundbesitz

Mehr Land dem Staat: Caracas will nationale Landwirtschaft mit "sozialer Produktion" in Staatseigentum ankurbeln

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Offensive gegen Großgrundbesitz
Venezuela will "Die Ketten des Großgrundbesitzes ablegen"

Caracas. Einheiten der venezolanischen Armee halten seit Ende vergangener Woche 32 Farmen im Bundesstaat Lara besetzt. Das Nationale Institut für Boden (INTI) hatte die Großgrundbesitze zuvor für enteignet erklärt. Der Präsident des INTI, Juan Carlos Loyo, begründete die Staatsintervention als "Rettung brachliegenden Landes" im Zusammenhang mit den Bemühungen der Regierung, die nationale Landwirtschaft anzukurbeln. Nach dem Gesetz für landwirtschaftliche Entwicklung von 2001 dürfen Ländereien enteignet werden, die nicht im "gesellschaftlichen Interesse" verwendet werden.

Die lokalen Landbesitzer, überwiegend Zuckerproduzenten, protestierten gegen die Enteignung. Der Landesdirektor der Vereinigung der Zuckerproduzenten, Alfredo Arévalo, gab an, dass fast 80 Prozent des nationalisierten Landes landwirtschaftliche Nutzfläche seien. Regierungsangaben zufolge sind es lediglich 20 Prozent der enteigneten 6075 Hektar.

Strittig ist vor allem die Entschädigung der ehemaligen Besitzer. Nach Artikel 90 des Bodengesetzes muss die Regierung die Eigner nicht entschädigen, wenn sie illegal in den Besitz des Landes gelangt sind. Laut Angaben des INTI sollen aber Landbesitzer, die die Legitimität ihres Besitzes nachweisen können, eine Entschädigung erhalten. Viele der nun Betroffenen wollen dennoch gegen die Enteignung klagen.

Das Land soll nun in staatliche "Betriebe Sozialer Produktion" (Empresa de Producción Social - EPS) umgewandelt werden und Teil eines nationalen Netzwerkes solcher Unternehmen werden. Ziel ist es unter anderem, auf diese Weise die ökologische Landwirtschaft zu stärken. In Lara soll weiterhin hauptsächlich Zuckerrohr angebaut werden.

Im Verlauf einer nationalen Offensive gegen Latifundien wurden seit letztem Oktober zwei Millionen Hektar brachliegenden Landes in Nutzfläche umgewandelt. Davon ist laut einem Bericht des Ministeriums von letztem Oktober fast die Hälfte landwirtschaftlicher Produktion zugeführt worden, der Rest dient als Naturreservat. Laut Landwirtschaftsminister Elías Jaua ist die Enteignung von weiteren vier Millionen Hektar privaten Landes geplant, ein Viertel davon noch bis zum Ende dieses Jahres.


Quelle: Venezuelanalysis.com