Venezuela

Freiheit für Adonis Hitler

Vom "Menschenrecht", sein Kind nach ausländischen Streitkräften und Diktatoren zu nennen

Dass ein sozialer Reformprozess voller Widersprüche steckt - selbst, wenn er sich als »Revolution« bezeichnet -, ist in Venezuela täglich zu erleben. Diese Woche bildeten in Caracas die Fürsprecher von Hitler, Stalin, Nixon und Ho Chi Minh eine Front, um gemeinsam gegen einen Gesetzvorschlag zu Felde zu ziehen, mit dem die Einwohnermeldebehörde die Vergabe ungewöhlicher Vornamen einzuschränken versuchte. Nach tagelangen Protesten wurde dieser Vorschlag am Mittwoch zurückgezogen. Man wolle die Freiheitsrechte der Kinder nicht verletzen, hieß es zur Begründung. Zuvor hatte auch die staatliche Kinderrechtskommission Zweifel angemeldet.

Begründet worden war der Vorstoß mit der zunehmenden Praxis in Venezuela, extravagante oder schlichtweg erfundene Namen zu vergeben. Im vergangenen Jahr soll es zwei Wahlberechtigte gegeben haben, die sich mit dem Vornamen "Superman" eintragen ließen. Registriert wurden auch Vornamen wie "Hochiminh", "Lenin", "Max Donald", "Edison", "Adonis Hitler", "Yesaidú" (Yes, I do), "Yusnavy" (U.S. Navy) oder "Yusleidy" (U.S. Lady). Zwei der bekanntesten oppositionellen Studentenaktivisten des Landes tragen die Vornamen "Stalin" und "Nixon".

Was als Verwaltungsakt begann, wurde im polarisierten Venezuela rasch zum Politikum. Der Gesetzentwurf der beim Nationalen Wahlrat angesiedelten Einwohnerbehörde löste einen Sturm der Empörung aus. Die Opposition warnte mal wieder vor einer Einschränkung der Menschenrechte - und setzte sich durch. Spätestens bei der Einschulung dürften sich die kleinen venezolanischen Max Donalds und Yusnavys dann ein eigenes Bild über die Freiheitsrechte der Eltern machen - wenn sie dem Hohn der Klassenkamaraden ausgesetzt sind.