Venezuela / Wirtschaft

Venezuelas Wirtschaft wächst weiter

Experten prognostizieren anhaltendes Wachstum. Wirtschaftliche Entwicklung aber stark abhängig von Staatsausgaben und Verschuldung

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Entwicklung des venezolanischen Bruttoinlandsprodukts 1997-2012
Entwicklung des venezolanischen Bruttoinlandsprodukts 1997-2012

Caracas. Experten beider politischer Lager in Venezuela prognostizieren dem Land für die kommenden Jahre ein anhaltendes Wirtschaftswachstum. Der ehemalige Finanzminister Hugo Cabezas rechnet für 2013 mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts zwischen drei und fünf Prozent. "In diesem Szenario sollte eine Arbeitslosenquote von nicht mehr als sieben Prozent und eine Inflation niedriger als 18 Prozent möglich sein", so Cabezas im Interview mit der venezolanischen Tageszeitung El Nacional.

Auch Efraín Velásquez, Präsident des Nationalen Wirtschaftsrates des Landes, sagt für das kommende Jahr anhaltendes Wachstum voraus. Allerdings dürfte dieses unter den Zahlen für 2012 liegen, so der Regierungskritiker. Die wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre sei ausschließlich an den privaten Konsum geknüpft und sorge für anhaltend hohe Inflationsraten. Während die Entwicklung des privaten Konsumniveaus jedoch weiter von der Ausweitung der Staatsausgaben abhängig sei, gebe es immer weniger Investitionen in die Produktion, so Velásquez’ Kritik.

Eine in Venezuela immer wieder diskutierte Abwertung der seit Jahren überbewerteten Währung, macht für Velásquez nur dann Sinn, wenn Venezuela zu einem Projekt der Industrialisierung und Exportorientierung zurückkehre. Dies könnte seiner Meinung nach durch die geplanten Anpassungsmaßnahmen im Zuge des Beitritts Venezuelas zum südamerikanischen Handelsbündnis Mercosur geschehen. Eine Abwertung könne zudem die interne Verschuldung der öffentlichen Haushalte verringern, so der Ökonom. Kurzfristig würde eine Abwertung jedoch zu wirtschaftlicher Stagnation führen und vor allem die unteren Einkommensschichten der venezolanischen Gesellschaft treffen, erklärte Velásquez die Schwierigkeiten des rohstoffreichen Staates.

Zudem forderte Velásquez von der Regierung, den Staat nur dann weiter zu verschulden, wenn die Mittel für wirtschaftliche Investitionen genutzt würden. Wenn damit jedoch weiterhin laufende Kosten für Importe von Konsumgütern und den Schuldendienst gedeckt würden, bestehe die Gefahr einer Inflations- und Schuldenspirale.

Der ehemalige Finanzminister Hugo Cabezas bezeichnete die Kritik an der zunehmenden öffentlichen Verschuldung als Wahlkampftaktik gegen die Regierung. Er versicherte, dass die Zinslastquote bisher nur 15 Prozent des Staatshaushaltes ausmache. Dies entspräche ungefähr dem Anteil der Zinslast am Staatshaushalt der Bundesrepublik Deutschland.

Für das laufende Jahr rechnet sowohl die venezolanische Zentralbank (BCV) als auch unabhängige Institute wie die Wirtschaftskommission der UNO für Lateinamerika (CEPAL) mit einem Wirtschaftswachstum von rund fünf Prozent für Venezuela. Die Inflation könnte dabei erstmals seit drei Jahren wieder unter die 20-Prozent-Marke fallen.