Aktivisten in Paraguay starten Kampagne gegen Aluminiumwerk

Asunción. Aktivisten haben in Paraguay eine Kampagne gegen den Bau des weltgrößten Aluminiumwerks gestartet. Unter dem Motto "Nein zu Rio Tinto Alcan" fordern die vorwiegend jugendlichen Initiatoren mehr Transparenz bei den Verhandlungen mit dem kanadischen Konzern, der das Werk bauen will. Das Unternehmen Rio Tinto Alcan plant seit 2009, das Werk in Paraguay zu errichten. Der Standort wurde ausgesucht, da Paraguay über die beiden größten Wasserkraftwerke weltweit verfügt. Zur Herstellung von Aluminium sind enorme Mengen an Strom notwendig.

Die Initiatoren der Kampagne "Nein zu Rio Tinto Alcan" warnen unter anderem vor ökologischen Schäden durch die Aluminiumproduktion und befürchten eine starke Beeinträchtigung des gerade erst erwachenden Tourismus in Paraguay. Der vorgesehene Standort in Ostparaguay befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft der Grenzstadt Encarnación am Rio Paraná. Hier wurden erst im vergangenen Jahr drei große Stadtstrände ausgebaut, die zu einem Tourismusmagneten wurden. Die Kampagne, die auch in Encarnación Diskussionen anbot, fordert von der Regierung ein Referendum über das Bauprojekt. Auch in der gegenüberliegenden argentinischen Grenzstadt Posada wurden dafür Unterschriften gesammelt. Koordiniert wird die Arbeit auch über soziale Netzwerke.

Unter der Präsidentschaft von Fernando Lugo, der im Juni mittels eines parlamentarischen Staatsstreiches seines Amtes enthoben wurde, stagnierten die Verhandlungen, da der vom Konzern angebotene Strompreis von 38 US-Dollar pro Megawattstunde mit einer Preisbindung bis ins Jahr 2035 weit unter dem von der Regierung geforderten 60 US-Dollar lag. Außerdem wollte Lugo die Zusicherung, dass 50 Prozent des hergestellten Aluminiums in Paraguay weiterverarbeitet würden, um dringend benötigte Arbeitsplätze zu schaffen.

Lugo wollte damit verhindern, dass mit der Aluminiumproduktion das gleiche passiert wie mit dem Sojaanbau. Die Sojabohnen werden in Paraguay in jahrelangen Monokulturen auf riesigen Flächen unter massivem Einsatz von Chemikalien angebaut und nach der Ernte vollständig außer Landes gebracht. Ein großer Teil des Regenwaldes wurde für den Sojaanbau schon abgeholzt und die Rodungen nehmen auch heute noch kein Ende.

De-facto-Präsident Federico Franco, damaliger Viezepräsident unter Lugo, drängte noch kurz vor dessen Amtsenthebung auf zügige Weiterverhandlungen mit dem Konzern, auch auf die Gefahr hin, einen geringeren Strompreis zu erzielen. Schon kurz nach Amtsantritt signalisierte Franco erneute Gesprächsbereitschaft. Kanada war eines der ersten Länder, die den Putschpräsidenten anerkannten. Inzwischen sind die Verhandlungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit in die zweite Phase eingetreten.