Venezuela: Anklagen wegen Massakers von 1989

Caracas. Die venezolanische Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen vier Männer erhoben, denen Verantwortung bei der blutigen Niederschlagung eines Volksaufstandes im Jahr 1989 vorgeworfen wird. Bei den Beschuldigten handelt es sich um den damaligen Verteidigungsminister Ítalo del Valle Alliegro, den damaligen Kommandanten der Nationalgarde, Freddy Maya Cardona und den ehemaligen Kommandanten der Polizei von Groß-Caracas (Policía Metropolitana), José Rafael León, sowie seinen Stellvertreter Luis Guillermo Fuentes Serra. Die Staatsanwaltschaft wirft den vier Männern unter anderem Mord und den Bruch internationaler Abkommen vor.

Während der Niederschlagung des Caracazo genannten Volksaufstandes am 27. Februar 1989 töteten Polizei, Armee und Nationalgarde unabhängigen Schätzungen zufolge mehrere Tausend Menschen. Offiziell wurden lediglich einige hundert Todesopfer eingestanden. Der Aufstand war nach dem Amtsantritt des sozialdemokratischen Präsidenten Carlos Andrés Pérez ausgebrochen. Dieser hatte etwas mehr als eine Woche zuvor drastische Haushaltskürzungen durchgesetzt, die der Internationale Währungsfonds (IWF) als Bedingung für neue Kredite gestellt hatte.

Der Prozess der Aufklärung des Caracazo lief über inzwischen zwei Jahrzehnte äußerst schleppend. Bis heute wurde kein Verantwortlicher für die Repression verurteilt. In den vergangenen Jahren kam jedoch Bewegung in die Aufarbeitung.